Releasetermin: 13.10.2016
Medientyp: Download
Genre: Arcade-Sport
Entwickler: No Goblin
Herausgeber: No Goblin
Das Entwicklerteam von No Goblin hat sich mit dem ulkigen Geschicklichkeitstitel Roundabout durchaus eine kleine Fangemeinde aufgebaut. Es ist selten, dass gleich der erste Titel eines kleinen Studios zum Erfolg wird. Doch auch das zweite Spiel hat so einiges vor – und ist nicht minder verrückt. 100ft Robot Golf spielt sich genau so bescheuert wie es klingt. Dass das aber keineswegs negativ anzusehen ist, zeige ich euch in meinem Review. Außerdem probiere ich die VR-Umsetzung des schrägen Konzepts aus.
Ich war wirklich überrascht, als ich im Vorfeld erfahren habe, dass 100ft Robot Golf eine Kampagne mit ausgearbeiteter Handlung bietet. Ich habe humorvolle Arcade-Golf-Action erwartet, doch keine Geschichte im Anime-Look – nette Überraschung! Wir erfahren in einzelnen Erzählungen über die 100ft Robot Golf-Liga, die in den letzten Jahren rapide an Popularität verloren hat. In wechselnden Rollen versuchen wir, die einst so beliebten Veranstaltungen wieder zu Ruhm zu führen. Doch haben auch eine handvoll Bösewichte ihre Finger im Spiel, die ihre eigenen Pläne verfolgen…
Die Geschichte nimmt sich kaum ernst und präsentiert sämtliche Geschehnisse mit großem Trash-Faktor. Die Anime-Figuren sind wahnsinnig überspitzt dargestellt und amüsierten mich mit völlig bescheuerten Dialogen und einer ebenso lustigen, weil gewollt schlechten englischen Synchronisation. Die gesamte Aufmachung hat Charme und macht die Kampagne des Spiels zum unterhaltsamen Abenteuer. Sicherlich trifft No Goblin mit dieser Umsetzung nicht jedermanns Geschmack. Doch seien wir mal ehrlich: Wie kann man eine Handlung nicht mögen, die Corgis zum zentralen Punkt macht?
Das grundsätzliche Spielgeschehen ist dem Golf-Sport nachempfunden. Wir haben verschiedene Roboter zur Auswahl, die einen Ball mit riesigen Golf-Schlägern in bestimmte Ziele unterbringen müssen. Doch auch wenn es viele Parallelen zum Sport gibt, bringt 100ft Robot Golf seine eigenen Aspekte mit ein. Das fängt damit an, dass der Weg zum Loch mit deutlich mehr Action verbunden ist, als im richtigen Sport. Hier sind die Golfplätze mit allerlei Hindernissen wie Wolkenkratzern versehen, die wir per Schlag mit dem Golfschläger oder gar mit explosiven Waffen aus dem Weg schaffen können. Auch können wir die mechanischen Gegenspieler verdreschen und uns in den Ballverlauf eines gegnerischen Spielzugs werfen, um den Ball zum Stoppen bringen.
Während diverse Action-Einlagen möglich sind, ist der Fokus tatsächlich auf arcadelastigem Golf-Geschehen gelegt. Die 13 verschiedenen Robotern kommen mit variierenden Schlag-Mechaniken und Spezialfähigkeiten daher. Drei unterschiedliche Clubs stehen zur Verfügung, die je nach Situation durch gewechselt werden. Zudem können wir drei verschiedene Schläge abgeben: Tief, Mittel und Hoch. Der Schlag wird mit rechtzeitigem Tastendrücken ausgeführt. Ein simples Konzept, das durch die Bedeutung von Timing dennoch viel Geschick verlangt. Vier Areale unterscheiden sich in ihrer Beschaffenheit und sorgen für abweichendes Ballverhalten. Auch wenn das Gameplay sehr ulkig wirkt, gibt es beim Spielen doch so einige Aspekte zu beachten, die über Sieg und Niederlage entscheiden können.
Spielerisch und inhaltlich werden wir in der Kampagne übrigens nicht gefordert, denn dauert das Erlebnis nur wenige Stunden und bietet kaum fordernde Gegner. Abseits der Handlung können wir die Löcher auch einzeln angehen. Es gibt drei Modi. So können alle Golfer gleichzeitig spielen; wer als erstes einlocht, gewinnt. Zudem gibt es das „Stroke Play“; wer die wenigsten Schläge benötigt, ist der Sieger. Außerdem ist eine Spielvariante gegeben, bei der die Golfer abwechselnd zum Schlagen kommen. Alternativ können wir auch eigene Regeln aufstellen.
Der Umfang ist bei 36 unterschiedlichen Golfplätzen solide, auch wenn die Variation etwas üppiger hätte ausfallen können. Die Löcher sind auf vier Umgebungen verteilt, an denen man sich leider schnell satt gesehen hat. Ebenfalls enthalten ist ein Online-Modus, in dem wir uns mit anderen Spielern messen können. Leider habe ich in meinen Tagen mit den Spiel kaum einen Online-Mitstreiter gefunden und hoffe, dass sich das in den nächsten Wochen ändern wird.
100ft Robot Golf kommt mit Playstation VR Support daher. Dennoch habe ich den Titel nicht sonderlich gern in VR gespielt. Daran ist die seltsame Ansicht schuld. Wir werden bei der Fortbewegung hinter den Kopf des Golf-Mechs verfrachtet, wodurch wir ständig den Robo-Schädel im Blick haben – nervig! Zwar haben wir in VR ein verbessertes Verständnis für Größenverhältnisse und Entfernungen, was beim Spielen durchaus nützlich sein kann. Ich habe der VR-Erfahrung aber nicht viel abgewöhnen können und habe den Titel lieber auf traditionellem Monitor gespielt.
Das Golf-Geschehen wird von den McElroy Brüdern kommentiert. Diese führen einen beliebte Podcasts und Videokanäle und haben mit ihrem Humor eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut, doch kannte ich die Comedians vorher nicht. Im Spiel kommt der Humor der Brüder wohl nur bedingt herüber, denn haben mir die Kommentare nur selten gefallen. Es fallen völlig wahllose Bemerkungen, die überhaupt nichts mit dem Gebotenen zu tun haben. Zudem wiederholen sich die Phrasen extrem schnell. Auch wenn das Spiel oftmals auf Trash macht und seine Schrägheit feiert, sind die Kommentatoren wirklich nicht gelungen. Die One-Liner gehen einfach viel zu schnell auf die Nerven, selbst wenn sie als Parodie angedacht wären.
Fazit
Mit 100ft Robot Golf veröffentlichte No Goblin einen unterhaltsamen Titel, der Arcade-Golf in einem ulkigen Gewand präsentiert. Das Spielgeschehen bringt mit den unterschiedlichen Robotern Vielfalt mit ein und wird dank Zerstörungsmöglichkeiten auf den Golfkursen zum stumpfsinnigen Spaß. Eine Story im netten Anime-Look fällt trashig aus und ist sich dessen bewusst, so dass wir uns an dem verrückten Humor erfreuen können. 100ft Robot Golf hat mich wahrlich überrascht!
Doch hat der Titel mit mangelndem Tiefgang zu kämpfen. Weiterhin hätte ich mir mehr Abwechslung in den Umgebungen gewünscht. Online finde ich kaum Spieler, wodurch quasi nur der Solospieler-Inhalt von Bedeutung ist. Die schlechte Kommentatorenleistung geht nach hinten los. Und auch der optionale PSVR-Support konnte mich nicht überzeugen, fühlt sich durch die seltsame Kamera-Position aufgezwungen an.
Nichtsdestotrotz hatte ich eine tolle Zeit mit 100ft Robot Golf und kann den Titel all denjenigen empfehlen, die sich gern auf bekloppte Konzepte einlassen und Lust auf kurzweilige Arcade-Golf-Action haben.