Releasetermin: 08.10.2019
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Adventure
Entwickler: Pixelopus
Herausgeber: Sony Interactive Entertainment
Mit Concrete Genie erschien ein Spiel einer etwas anderen Art. Die Macher von Pixelopus wollten ein malerisches Pinselabenteuer erschaffen, das gleichzeitig eine besondere Story um eine verwahrloste Stadt mit sich bringen sollte. Doch geht dieser Mix aus Malerei und Story etwas zu weit auseinander oder stellt sich heraus, dass man hier etwas einzigartiges kreiert hat? Wir klären es in unserem Test.
Die Geschichte um eine zurückgelassene Kleinstadt
Als Ash, dem kleinen Helden in der Welt von Concrete Genie, durchforstet ihr die düstere und dreckige Kleinstadt Denska. Eigentlich möchte Ash nur im verlassenen Hafen in Erinnerungen schwelgen und etwas in Ruhe zeichnen. Früher war dieser Ort nämlich ein berühmtes Touristenziel. Schnell findet ihr aber heraus, dass sich hier noch einige Gefahren rumtreiben.

Was genau ist hier passiert und warum ist die Stadt so verwahrlost geworden? Das und mehr findet ihr heraus, indem ihr im Spiel auf sammelbare Zeitungen achtet. Diese bringen euch die Vergangenheit der Stadt näher und klären euch über die Geschehnisse auf. Auch durch einige Kommentare des Protagonisten lernt ihr mehr über die Geschichte des Ortes.
Mobbing ein wichtiges Thema
Doch ihr seid nicht alleine im düsteren Stadtteil unterwegs. Eine Gruppe wildgewordener Jugendlicher ist dort heimisch geworden und setzt der Stadt weiter zu. Auch scheinen sie es auf Ash abgesehen zu haben. Direkt zu Beginn des Spiels wird man mit besagter Gruppe konfrontiert, die euch euer Malbuch wegnehmen und es in seine Einzelteile zerlegen. Von da aus begegnet ihr immer wieder den Rowdys, die euch bei Blickkontakt verfolgen.
Sobald ihr gesehen worden seid, müssen diese wieder abgehängt werden. Das lässt sich beispielsweise bewerkstelligen, indem ihr auf Gebäude klettert und so aus ihrem Blickwinkel gelangt. Ein gelbes Symbol über ihren Köpfen zeigt euch, dass sie euch nicht mehr sehen können. Die Verfolgungsjagden sind leider weniger spektakulär. Die Jugendlichen sind nicht wirklich schneller als ihr und sobald ihr einmal auf ein Gebäude geklettert seid, verschwinden sie wieder. Sie selbst können nämlich nicht hochklettern und lassen euch ab dann in Ruhe. Im gesamten Spielverlauf bin ich daher nicht einmal gefangen worden.

Wiederum schön gemacht sind die Zwischensequenzen im Spiel. Im Laufe der Zeit erfolgt immer mal wieder eine Begegnung mit den Rowdys, dessen Vergangenheit durch eine Berührung des Pinsels in euren Kopf schießt. Schnell wird euch klar, was der Auslöser für die Gemeinheit der Kids gewesen ist. Auch die deutsche Vertonung, die die Videosequenzen und die Kommentare im Gameplay, ist sehr gut gelungen und kann sich durchaus hören lassen.
Insgesamt ist die Handlung sehr einfach gestaltet: Ash zieht sich in die verlassenen Stadtteile zurück, wird von Rowdys verfolgt, erlangt die Macht mit einem Zauberpinsel gemalte Zeichnungen lebendig werden zu lassen und lässt die Stadt in neuem Glanz erscheinen. Es ist aber trotzdem schön, dass einem Malerspiel eine motivierende Handlung unterliegt, die sich gegen Ende nochmal dreht und etwas mehr in den Vordergrund rückt.
Schwingt den Zauberpinsel
Was Concrete Genie aber ausmacht sind die entzückenden Malereien, die ihr an die Wände der ganzen Stadt zeichnet. Per Knopfdruck holt ihr euren Zauberpinsel raus und könnt jede Menge Objekte überall an die Hausmauern zeichnen, die zum Leben erweckt werden. Ohne Begrenzungen können diverse Landschaften gemalt werden, die die dunklen Mauern im wahrsten Sinne des Wortes zu Glanz erscheinen lassen. Die Lichteffekte, die dabei entstehen, sind ein Augenschmaus. Alle Zeichnungen werden lebendig und bewegen im Wind. Feuer, Bäume, Sterne, Lebewesen oder Regenbögen sind nur wenige Beispiele von den möglichen Dingen, die sich abbilden lassen. Manchmal fliegen Partikel sogar 3D aus dem Bild heraus, was den gewissen “Wow-Effekt” sogar noch verstärkt.

Da das Pinseln so gut von der Hand funktioniert, könnt ihr die unterschiedlichsten Variationen eines Objekts anbringen. Ihr steuert in welche Richtung beispielsweise der Baum oder die Blumen gewachsen sind oder wie viele Schmetterlinge durch das Gemälde fliegen. Durch den Verlust eures Malbuchs, schweben die Seiten nun überall in der Stadt herum. Wenn ihr euch auf die Suche nach diesen Seiten begebt und diese einfangt, schaltet ihr neue Objekte frei, die ihr nach Belieben pinseln könnt. Die Dinge, die ihr abbildet, sind in 4 Kategorien unterteilt: Frühling, Sturm, Wald und Winter. Pro Kapitel findet ihr Seiten zu jeweils einer Kategorie. Es lohnt sich also immer Ausschau nach neuen Seiten zu halten, da jedes Objekt einzigartig ist. Eure neuen Helfer unterstützen euch bei euren Kunstwerken.
Dschinns lösen eure Probleme
Bevor ihr mit dem Pinseln loslegt, müssen erstmal eure neuen Freunde ins Leben gerufen werden. An dafür vorgesehenen Spots könnt ihr einen Dschinn zeichnen. Diese lassen sich mit diversen Presets an Körpern und anzubringenden Accessoires wie Ohren oder Schweife ausstatten, sodass jeder Dschinn sein eigenes Merkmal hat. Manchmal unterscheiden sich sogar deren Persönlichkeiten je nachdem wie ihr diese gezeichnet habt.

Es gibt unterschiedliche Arten von Dschinns, die euch in diversen Situationen weiterhelfen können. Der rote Feuerdschinn zum Beispiel zündet Hindernisse an, während der Gelbe Dinge unter Strom setzen kann. Dazu gibt es auch kleinere Rätsel, die die Zusammenarbeit unterschiedlicher Arten erfordern. Die Rätsel sind aber nicht allzu schwer und lassen sich relativ leicht lösen.
Ziel des Spiels ist es, die Lichterketten in einem Gebiet mit euren Zeichnungen zu erhellen und Dunkelheit mit Superfarbe zu vertreiben. Superfarbe erhaltet ihr, wenn ihr das pinselt, was sich euer Dschinn von euch wünscht. Er macht sich durch Sprechblasen bei euch bemerkbar. Sobald alle Lichter erhellt und die Dunkelheit vertrieben wurde, kommt ihr im Spiel voran und dürft euch über neue Zeichnungen und Orte freuen.
Etwas, das ich ebenfalls positiv vernommen habe, ist die Interaktion mit euren Dschinns. Manchmal möchten diese mit euch spielen. Dazu gibt es eine Hand voll Spots, an denen ihr mit den Geistern interagieren könnt. Basketball spielen oder sie im Rampenlicht singen lassen sind nur ein paar Beispiele. Wenn ihr eure Freunde bei euren Malereien mal genau beobachten, könnt ihr feststellen, dass diese sogar auf die Zeichnungen reagieren. Beim Regen zum Beispiel nehmen sie sich ein von euch gepinseltes Blatt und schützen sich damit. Wenn sie Hunger haben, kann es auch vorkommen, dass sie einen Apfel stibitzen. Dadurch steigt auch die Bindung zu jedem Einzelnen von ihnen.
Man merkt schnell, dass den Entwicklern die malerische Gestaltung sehr wichtig war und sie viel Liebe zum Detail und harte Arbeit in diese Features gesteckt haben. Die Möglichkeiten an Kunstwerken, die Interaktion der Dschinns und die tollen Lichteffekte machen Concrete Genie zu etwas ganz Besonderem. Auch der Fakt, dass euch im letzten Drittel etwas Anderes und Neues erwartet, kann dem Spiel positiv angemerkt werden.
Genrewechsel gegen Ende des Spiels?
Ohne hier zu viel zu verraten, erfolgt an einer bestimmten Stelle der Handlung ein kleiner Wendepunkt, der sich ebenfalls auf das Gameplay auswirkt. Hier steht dann nicht mehr das Malen im Vordergrund. An dieser Stelle habt ihr alle Bereiche des Spiels bereits erkundet und müsst eine neue Aufgabe bewältigen. Sagen wir es so: Ihr erhaltet neue Fähigkeiten, die sich u.a. auch auf eure Fortbewegung auswirken.
Die neuen Mechaniken haben natürlich etwas mit eurem Zauberpinsel zu tun und sind ebenso wie die Zeichnungen ein grafischer Augenschmaus. Um euch hier nicht die “Überraschung” komplett zu nehmen, kann ich hier aber leider nicht genauer auf dieses Feature eingehen. Es ist eine nette Ergänzung zum eigentlichen Malen und sollte auch Actionfreunde positiv stimmen. Aber ähnlich wie die Verfolgungsjagden sollte man hier keine komplexen und schwierigen Herausforderungen suchen.

Erhellt die Welt in VR
Eine VR-Komponente für eure Playstation VR Brille ist ebenfalls enthalten. Dabei handelt es sich um ein kleines zusätzliches Gimmick. Zusammen mit Klecks, einem Sidekick, den ihr in der Story kennenlernt, malt ihr in VR was das Zeug hält. Die aus dem Hauptspiel bekannten Objekte könnt ihr nun mittels Motion Controller dreidimensional in eine vorgefertigte Kulisse malen, um Klecks glücklich zu machen. Ihr selbst bewegt euch nicht, sondern bleibt an Ort und Stelle stehen. Zeichnen könnt ihr überall 360 Grad um euch herum. Dadurch bleibt auch die gefürchtete Motion Sickness aus.
Die VR-Komponente ist jedoch nicht mehr als ein nettes zusätzliches Gimmick. Spieler, die keine VR Brille besitzen, müssen hier nicht fürchten großartig etwas zu verpassen. Der eigentliche Reiz liegt definitiv im Hauptspiel, das komplett ohne VR Brille zu spielen ist.