Releasetermin: 11.07.2017

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Rollenspiel
Entwickler: Square Enix
Herausgeber: Square Enix

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Während Rollenspielfans aktuell die Reise durch Final Fantasy XV genießen, auf die Rückkehr von Final Fantasy VII warten oder weitere Online-Stunden in den 14. Teil stecken, ist der Laie von der verflochtenen Zählweise der Reihe bereits vollkommen überfordert. Ein weiteres Spiel der Hauptreihe, das in einer Diskussion um das beste Final Fantasy durchaus oft Erwähnung findet, ist Final Fantasy XII. In Kombination mit dem Untertitel The Zodiac Age erscheint dieses zwischen sämtlichen aktuellen Ablegern als Remastered-Auflage für die Playstation 4. Elf Jahre sind seit der damaligen Veröffentlichung gegen Ende des PS2-Lebenszyklus schon vergangen. Ob das japanische Rollenspiel auch heute noch mithalten kann, klären wir im Test.

Eine Reise in die Vergangenheit

Beim ersten Starten des Spiels möchte man Final Fantasy XII: The Zodiac Age sein Alter zunächst gar nicht so wirklich ansehen. Klar, ein wenig angestaubt wirkt diese gealterte Fassade auf jeden Fall, dank einer ordentlichen Überarbeitung und der Umsetzung in zeitgemäßer HD-Grafik wirkt Final Fantasy XII aber merklich aufgefrischt. Obwohl Final Fantasy XII keinen besonders markanten Grafikstil vorzuweisen hat, so sind es besonders die detaillierte Umgebungsgestaltung und das durchdachte Charakterdesign, die Final Fantasy XII zu einer gewissen Zeitlosigkeit verhelfen. Machen wir uns nicht vor: verglichen mit einem Final Fantasy XV oder anderen aktuellen Hochglanz-Rollenspielen stinkt das Remaster natürlich ab – dazu gibt es neben einer generell schwächeren Optik auch zu oft nervige Matschtexturen. Betrachtet man aber auch jüngst erschienene Mittelklasse-JRPGs, liegt das Final-Fantasy-Remaster schon fast auf einem ähnlichen technischen Level. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Zwischensequenzen, die für ein Spiel aus dem Jahre 2006 nicht nur sehr aufwendig produziert, sondern auch in der Regie erstklassig inszeniert sind – hier spielt das aufpolierte Rollenspiel auch heute noch in der Oberklasse mit.

In der Erzählung hat sich in den elf Jahren natürlich nichts geändert. Noch immer steht daher der komplexe politische Konflikt des kleinen Königreichs Dalmasca und des Imperiums im Mittelpunkt. Obwohl anfangs noch der Waisenjunge Vaan im Mittelpunkt steht, gesellen sich im Laufe der Geschichte diverse weitere Charaktere zu ihm. Durch die unterschiedlichen Figuren ergibt sich eine sehr interessante Gruppenkonstellation aus altbekannten Freunden, fremden Luftpiraten und politisch relevanten Persönlichkeiten. Von mysteriösen Gemütern über Streitigkeiten innerhalb der Gruppe bis hin zu emotionalen Momenten bietet die Geschichte rund um gesellschaftliche Ungleichheit und politische Revolution eine ganze Bandbreite interessanter Thematiken, die serientypisch durch einen Funken Fantasy bereichert wird. Die Story weiß durchaus zu fesseln, überwältigte mich aber persönlich nicht so sehr, wie beispielsweise der großartige zehnte Teil, der wesentlich intensivere gefühlsbetonte Momente zu bieten hatte. Nichtsdestrotz ist die Handlung über die umfangreiche Dauer von ungefähr 60 Stunden spannend erzählt.

Das Kampfsystem als große Stärke

Eine große Stärke des zwölften Serienteils ist in meinen Augen das fortschrittliche und gewissermaßen einzigartige Kampfsystem des JRPGs. Von einem ausschließlich rundenbasierten Ablauf der Kämpfe hat man sich mit Final Fantasy XII abgewandt, stattdessen wird das System früherer Spiele mit Echtzeit-Elementen gemixt. In einer Party von drei bis vier Kämpfern attackiert ihr Feinde mit Standardangriffen, Magie-Attacken oder diversen Techniken. Zwischen einzelnen Angriffen müsst ihr euch eine bestimmte Abklingzeit lang gedulden, bevor euer Charakter erneut zuschlägt. Gehetzt seid ihr allerdings nicht: ruft ihr das Kampfmenü auf, pausiert die Kampfaction solange, bis ihr eure Angriffe gewählt oder eure Items eingesetzt habt. Ihr könnt euch dabei nur auf euren ausgewählten Protagonisten konzentrieren oder aber auch die Aktionen sämtlicher Teammitglieder steuern. Auch wenn die einzelnen Möglichkeiten des Kampfsystems mit Zaubern, Schwerthieben oder Pistolenschüssen nicht sonderlich aus der JRPG-Masse herausstechen, so gefiel mir der Kampfablauf durch ein gelungenes Maß an Kontrolle, Taktik und Geschwindigkeit. Zufallskämpfe gibt es in Final Fantasy XII übrigens nicht, bis auf wenige Ausnahmen sind Feinde bereits auf der Weltkarte erkennbar.

Erstklassig ist das sogenannte Gambit-System von Final Fantasy. Damit ihr euch nicht ständig um alle Charaktere kümmern müsst, könnt ihr diese natürlich auch komplett unabhängig voneinander agieren lassen. Während ich in Bosskämpfen gerne die volle Kontrolle übernehme, wäre mir persönlich ein ständiges Micro-Management aller Partymitglieder innerhalb von Standardkämpfen in Dungeons eine lästige Arbeit. Mittels sogenannter Gambits könnt ihr das eigenständige Verhalten eurer Charaktere sogar maßgeblich beeinflussen. Außerhalb der Kämpfe lassen sich Skripte nach der „Wenn-Dann“-Formel für sämtliche Figuren einzeln bestimmen. „Wenn die Lebenspunkte von Charakter XY unter 40% fallen, gib ihm einen Heiltrank“ oder „Wenn ein Feind mit Trefferpunkten über 50.000 auftaucht, wende Zauber Z gegen ihn an“ sind nur zwei der unzähligen Beispiele, die dieses System ermöglicht. Nachfolgend könnt ihr die einzelnen Aktionen noch nach ihrer Priorität ordnen. Heilen soll wichtiger sein als der Angriff, Vaan sollte zuerst geheilt werden, bei Gegneraufkommen sollte zunächst der Feind des Gruppenführers und danach der Rest erledigt werden. Da sich die Möglichkeiten für die Do-it-yourself-KI im Laufe des Abenteuers um weitere Zeilen erweitern und sich neue Bedingungen für Aktionen freischalten lassen, wurde das Gambit-System zu einer sehr interessanten Spielerei.

Umfangreiche Charakterentwicklungen

Zwischen euren Ausflügen durch verschiedenste Schauplätze, Dungeons und große offene Areale kehrt ihr oftmals auch in imposante Städte ein. In diesen könnt ihr Nebenaufträge aufnehmen oder euch für zukünftige Missionen stärken. Die Ausrüstungs-Läden versorgen euch mit Nah- und Fernkampfwaffen die von simplen Schwertern über Äxte und Bögen bis hin zu Stäben und Armbrüsten reichen. Ähnlich sieht es auch bei eurer Verteidigung aus, bei der ihr unter anderem zwischen schweren Rüstungen oder solchen, die euch vor Magie schützen, wählen könnt. Ganz frei könnt ihr eure Ausrüstung dann aber doch nicht wählen, da euer Charakter erst eine entsprechende Lizenz braucht. Um an diese zu gelangen, müsst ihr in Kämpfen verdiente Lizenzpunkte auf den sogenannten Lizenzbrettern der einzelnen Figuren investieren.

Nach der Auswahl eines Jobs – etwa Weißmagier, Samurai oder Waldläufer – könnt ihr in diesen recht offenen Talentbäumen die Entwicklung eurer Charaktere entscheidend beeinflussen. Normale Level-Ups mit Wertesteigerung gibt es natürlich auch, wirklich interessant wird es aber erst, wenn ihr eure Gruppe gezielt formen könnt. Schwarzmagie-Lizenzen erlauben nach und nach die Verwendung weiterer Zauber, ohne Rüstungs-Lizenzen dürft ihr besonderen Schutz nicht tragen und stärkere Waffen müsst ihr nicht nur erwerben, sondern auch auf dem Lizenzbrett freischalten. Dazu kommen auch einige passive Effekte wie Gambit-Verbesserungen, effizientere Magienutzung oder Steigerungen der Lebenspunkte. Im Originalspiel von Final Fantasy XII waren die Lizenzbretter noch ohne Jobvergabe, sodass jeder Charakter alle Fähigkeiten erlernen konnte. In einer überarbeiteten Version des Spiels mit dem Untertitel International Zodiac Job System wurde aus Balancing-Gründen bereits das System eingeführt, das wir jetzt auch im PS4-Remaster haben – jene Version erschien aber seinerzeit nur in Japan. Auch wenn diese Änderung teilweise kontrovers diskutiert wird, so macht die Herausforderung, Jobs harmonierend zu vergeben und Lizenzen taktisch freizuschalten eine Menge Spaß.

Traumhafte Musik

Dass die Final-Fantasy-Reihe über fantastische Klänge verfügt, muss man im Jahre 2017 glaube ich keinen mehr erzählen. Da der Soundtrack des Rollenspiels für die Remastered-Version aber nochmal neu eingespielt und gemastert wurde, erwähne ich es trotzdem. Mit 7.1. Surround-Sound wirkt die Musik noch einmal beeindruckender und ist nicht zuletzt entscheidend für die starke Atmosphäre des Titels in vielen Abschnitten. Kleine Probleme gibt es allerdings bei der Sprachausgabe. Zwar ist diese mit starken englischen Sprechern besetzt, die Sprachqualität ist in einigen Dialogen heutzutage aber leider nicht mehr zeitgemäß. Zwar mindert die geringe Qualität gelegentlich die Immersionsmöglichkeiten, insgesamt schränkt dieser Kritikpunkt das Gesamterlebnis aber nur wenig ein.

Wertung im Einzelnen
Story
9
Sound
9
Grafik
7
Gameplay
9
Umfang
9
Teilen