Releasetermin: 20.05.2016
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: First-Person-Shooter
Entwickler: Dambuster Studios
Herausgeber: Deep Silver
Das erste Homefront wurde im Jahre 2011 sowohl von der Presse als auch den Fans nicht sonderlich gut aufgenommen. Kritiken waren maximal durchwachsen und so schien das Projekt nicht gerade ein Erfolg zu sein. Ich persönlich hatte allerdings Spaß am kompetitiven Multiplayer, der zwar nicht mit Kreativität gepunktet hat, aber durchaus solide Shooter-Action bot. Daher hat mich die Ankündigung überrascht und gefreut, dass Homefront einen Nachfolger spendiert bekommt. Doch es sollte ein steiniger Weg für „The Revolution“ sein: Der ehemalige Publisher THQ ging Pleite, zudem wickelten sich mit dem Wechsel zu Deep Silver auch einige Umstrukturierungen im Konzept des Spiels ab. Fertiggestellt wurde der Titel zudem von einem Team, das nur zu Teilen im vorherigen Entwicklungsprozess involviert war. Nun ist Homefront: The Revolution nach einigen Jahren auf dem Markt. Hat es sich gelohnt, durch die Entwicklungshölle zu gehen? Oder waren dem Projekt schlicht zu viele Steine in den Weg gelegt? Ich gehe dieser Frage auf die Spur.
Alternative Geschichte
Homefront: The Revolution teilt Parallelen mit dem ersten Spiel, doch ist der neue Titel keine direkte Fortsetzung der ersten Handlung. Vielmehr bedient sich The Revolution am selben fiktiven Setting, das ein Zukunfts-Amerika, von einem vereinten Korea beherrscht, präsentiert. Die Ereignisse sind auf das Jahr 2029 datiert und wir stecken als Spieler in den Schuhen von Ethan Brady. Der Protagonist schließt sich in Philadelphia den Widerstandstruppen an, die die koreanischen Truppen aus dem Hinterhalt nach und nach ausschalten und letztendlich die Kontrolle über das Land zurückholen wollen. So weit die Prämisse, aus der man durchaus etwas hätte machen können. Leider schafft es das Spiel nicht, auf die interessante Ausgangslage gekonnt aufzubauen und verspielt stattdessen sämtliches Potential. Da wären zum einen die Charaktere, die der Story mit ihrer eindimensionalen Art schaden. Da wir beispielsweise kaum Infos zur Hintergrundgeschichte unseres vermeintlichen Helden bekommen, waren mir seine Handlungen auch nicht sonderlich wichtig. Etliche Klischees werden erfüllt und so sah ich tatsächlich fast jeden Twist hervor, mit dem The Revolution seine Spieler zu überraschen versucht. Welche Figur bald ins virtuelle Gras beißen wird und welche sich später als Maulwurf entpuppt, ist unter anderem erstaunlich leicht zu erahnen, was nicht gerade für eine gelungene Charakterdarstellung wirbt. Das gilt für die meisten Ereignisse und geplanten Überraschungen, sodass die Handlung mich öfters ungläubig mit den Augen rollen ließ als mich in den Bann zu ziehen. Deshalb kann ich den Titel keineswegs Spielern empfehlen, die der Story wegen ein Videospiel kaufen – über eine interessante Prämisse geht es nämlich nicht hinaus.
Kaum mehr als Mittelmaß
Und wie sieht es mit den spielerischen Aspekten aus? Fangen wir mit den Fakten an. Anders als das erste Homefront bringt The Revolution keine lineare Spielwelt daher, sondern bietet eine quasi-offene Welt an. Völlig frei können Spieler allerdings auch nicht in den Umgebungen umherlaufen, sodass der Begriff „offene Welt“ nur bedingt zutrifft. Das virtuelle Philadelphia ist in acht Bezirke aufgeteilt, in denen wir wiederum frei auf Erkundungstour gehen können. Die Gebiete werden wiederum in rote und gelbe Zonen aufgeteilt, die Gefechtsgebiet und kriegsfreie Undercover-Areale darstellen. Wollen wir eine Zone wechseln, hindert uns ein langer Ladebildschirm zunächst daran. Die Hauptmissionen von Homefront: The Revolution erfordern zumeist vom Spieler, zu einem bestimmten Ort zu laufen, unterwegs mehrere Gegnergrüppchen über den Haufen zu schießen und am Zielort etwas zu aktivieren oder aufzusammeln. Dieses öde Konzept wird allerdings durch gelegentliche Stealth-Sequenzen aufgefrischt. Da die Widerstandstruppen aus dem Hinterhalt aus angreifen, ist ein vorsichtiges und heimliches Vorgehen des Öfteren gefragt. Neben mächtigen Bodentruppen müssen wir außerdem auf der Lauer sein vor Drohnen, die nach uns fanden. Eine Munitionsverknappung macht die Anspannung komplett, die gelegentlich in wirklich spaßigen Momenten endet. Die semi-offene Welt kommt hier zum Vorteil und überlässt uns hin und wieder die Freiheit über das Vorgehen. Neben Munition spielen zudem auch diverse Resourcenarten eine größere Rolle, die in den zerstörten Straßen und Häusern versteckt sind. Dazu gesellen sich Tagebücher als Sammelobjekte. Auf diese Weise werden wir dazu ermutigt, die Areale zu erkunden, was wir aus den meisten Open-World-Titeln bereits kennen. Ebenfalls vertraut dürften viele Spieler mit den Nebenmissionen sein, die stark an die Far Cry-Reihe erinnern. Neben der klassischen „Wachposten“, die bei Eroberung ein Stück der Karte preisgeben, sind unter anderem auch Stützpunkte dabei, die es optional von KPA-Feinden zu befreien gilt. Da ich diese Tätigkeiten schon zuhauf in anderen Spielen erleben dürfte, dauerte es hier nicht lang, bis ich mich beim Erobern und Einnehmen langweilte. Die meisten Jobs der NPCs, um diese zum Widerstand anzustacheln, laufen strukturell zudem auch letztendlich aufs Selbe hinaus, wodurch ich abseits der Story nicht gerade zum Spielen motiviert wurde. Dass wir in den Handlungsaufgaben bereits ausreichend Geld bekommen, um uns die meiste Ausrüstung kaufen zu können, spielt den nebensächlichen Missionen ebenfalls nicht in die Karten. Die meisten Waffen präsentieren sich unspektakulär und verpassen es, das Zukunftssetting kreativ auszunutzen. Mit einem ferngesteuerten Explosions-Vehikel und einer Art Hacking-Terminal, das feindliche Technologie zu unserem Freund und Helfer macht, sind allerdings auch zwei gelungene Konzepte enthalten. Der neue Homefront-Titel kommt mit einem Upgrade- und Crafting-System daher, das gegen etwas Kleingeld vorhandene Waffen „on-the-fly“ optimieren und gar umwandeln kann. Es sind wirklich abwegige Umwandlungen möglich, die sich aber durchaus lohnen – es warten mächtige Waffen auf. Weiterhin präsentiert The Revolution ein nützliches Motorrad, das in so mancher Situation zum schnellen Rückzug hilfreich sein kann. An die schwammige Steuerung musste ich mich zunächst jedoch gewöhnen und auch finde ich es schade, dass wir auf dem Bike keine Waffe nutzen können – dafür müssen wir wieder absteigen. Dennoch ist das Motorrad allein dafür schon eine tolle Implementierung, um schnell von A nach B zu kommen. Insgesamt macht Homefront: The Revolution so einige Aspekte richtig, doch hat mich das Geschehen nur selten überzeugen können. Aufgaben, Tätigkeiten und auch das Crafting-System sind aus ähnlichen Spielen bekannt und von seinen Genre-Kollegen schlichtweg schon besser in Szene gesetzt worden. Der Großteil der Mechaniken ist durchaus solide ausgefallen, doch sprang bei mir nie der Funke über.
Kurzweiliger Koop-Spaß
„Vielleicht ändert sich das ja im kompetitiven Multiplayer, der mir im Vorgänger noch so gut gefallen hatte?“, dachte ich – nicht ahnend, dass The Revolution keinerlei kompetitive Online-Möglichkeiten bietet. Stattdessen bringt der sogenannte „Widerstandsmodus“ Koop-Geschehen ins Philadelphia der fiktiven Zukunft. Mit bis zu drei weiteren Spielern können wir sechs kurze Missionen angehen. Leider werden hier hauptsächlich Aufgaben recycelt, die im Hauptspiel bereits enthalten sind. Dennoch bietet der Widerstandsmodus einige nette Ideen. Starten wir den Modus erstmals, erstellen wir einen neuen Charakter. Neben dem Aussehen spielt allen voran der Beruf eine Rolle, den die Figur ausgeübt hat, bevor sie sich dem Widerstand angeschlossen hat. Ein Apotheker hat beispielsweise eine verbesserte Heilkraft. Auch ein Skillbaum motiviert, der durch Erfahrungspunkte nach und nach gefüllt werden und unsere Fertigkeiten stärken kann. Ebenfalls kann Ausrüstung für verbesserte Stärken sorgen, die in Lootkisten auf uns wartet – oder mit Echtgeld durch Microtransactions erlangt werden kann. Da wir hier aber nicht im kompetitiven, sondern im kooperativen Bereich sind, machen mir persönlich die Microtransactions nichts aus. Der Widerstandsmodus hat durchaus gute Ansätze, die an einem Punkt klar scheitern: Mit sechs Missionen ist einfach zu wenig Inhalt gegeben, um langfristig Spaß in dieser Spielvariante zu bieten. Das Fortschritts- und Ausrüstungssystem motiviert, doch sind die Aufgaben mit einer fähigen Truppe in unter zwei Stunden absolviert. Zwar versprechen die Entwickler, dass in Zukunft noch kostenlose Missionen nachgereicht werden, doch ist der Modus im derzeitigen Stand ein viel zu kurzweiliger Spaß.
Hübsche Momente, hässliche Momente
Homefront: The Revolution sieht gelegentlich wirklich gut aus. Die zerstörten Straßen punkten mit einer tollen Atmosphäre, die sich durch Schutt und Asche auszeichnet. Verzweifelte Häftlinge tragen ebenso wie nette Details in der Umgebung wie Anti-Koreaner-Graffiti zur Stimmung bei. Die gelungene Atmosphäre ist tatsächlich eine der größten Stärken des Spiels. Denn zog mich die stimmungsvolle Darstellung des Öfteren mehr in den Bann als die Erzählung selbst. Eine tolle Beleuchtung hüllt den Titel oftmals in einen hübschen Anblick. Der technische Aspekt hätte also wirklich für einige Pluspunkte sorgen können – wären da nicht mindestens genauso viele technische Probleme wie beeindruckende Ansichten. Bei manchen hässlichen Texturen angefangen, gehen die negativen Aspekte bei der Performance weiter. Die angepeilte Framerate von 30 FPS wird nur selten gehalten. Erreichen wir einen automatischen Speicherpunkt, ruckelt der Titel gleich mehrere Sekunden am Stück unspielbar. NPCs gehen durch Wände, schweben scheinbar sitzend auf unsichtbaren Bänken. Auch KI-Aussetzer ziehen den Eindruck herunter. Sowohl Feinde als auch Widerstandskämpfer auf unserer Seite sind gelegentlich strohdumm und schießen nicht, wenn sie direkt vor sich doch Kanonenfutter haben. Das Anheben des Schwierigkeitsgrades hilft nicht, diese Aussetzer auszumerzen, denn werden dadurch lediglich die Lebensleisten und der Schaden der Gegner erhöht, während das Leben unserer Figur schrumpft. Diese Probleme nehmen nicht selten den Spaß am Geschehen und hindern tolle Elemente wie die Atmosphäre daran, sich vollends zu entfalten. Dumpfe Waffensounds und gelangweilt klingende Synchronsprecher im Akustiksegment können weiterhin nichts daran ändern, dass The Revolution eine gehörige Portion mehr Feinschliff nötig hätte.
Fazit
Mit einer interessanten Prämisse hätte Homefront: The Revolution das Zeug zum spaßigen Shooter-Abenteuer. Durch repetitive und vor allem schon zu oft besser erlebte Missionen und Tätigkeiten und eindimensionale, klischeehafte Figuren und vorhersehbare Geschehnisse konnte mich der Titel aber nicht überzeugen. Dabei hat das Spiel nette Ideen wie ein umfangreiches Aufstufungssystem der Waffen. Auch der Multiplayer hat tolle Ansätze. So sehr ich zunächst eine kompetitive Spielvariante, im ersten Homefront noch gegeben, vermisst habe, so sehr gefallen mir die Grundlagen des kooperativen 4-Spieler-Widerstandsmodus doch. Auch hier aber gibt es einen Haken: Lediglich sechs Missionen sind schlicht zu wenig. Probleme mit der Performance und der KI machen weiterhin klar, dass The Revolution noch einige Monate mehr Entwicklungszeit verdient hätte. Nette Ansätze führen zu einem stellenweise durchaus unterhaltsamen Spiel, das aber zu viele Baustellen hat, um zur Empfehlung zu werden.
Tolle Atmosphäre durch Umgebungsdesign
Gelungenes Waffen-Aufstufungssystem Stealth-Passagen sind möglich 4-Spieler-Koop grundsätzlich gelungen… |
Schwache Charaktere, vorhersehbare Wendungen
Missionsdesign wirkt absolut uninspiriert Performance- und KI-Probleme … dem es allerdings an (originellen) Aufgaben mangelt |
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