
Knapp ein Jahr ist es mittlerweile her seitdem wir uns dem QNAP TS-231+ für einen ausführlichen Test gewidmet haben. Die Technik ist seither natürlich nicht stehen geblieben. Ganz im Gegenteil, mit dem baldigen Erscheinen der PS4 Pro gelangen nun auch die Konsolen in das 4K-Zeitalter. So auch das neue QNAP TS-451A-4G NAS System, welches wir wiedermal freundlicherweise für einen Testbericht zur Verfügung gestellt bekommen haben. Für diejenigen die es nicht wissen, QNAP steht für Quality Network Appliance Provider und ist weltweit einer der Marktführer in Sachen NAS Systemen sowie NVR-Videoüberwachungslösungen.
Technische Daten
Modellbezeichnung | QNAP TS-451A-4G |
---|---|
CPU-Modell | 14nm Intel Celeron N3060 |
CPU-Frequenz | Dual-Core 1.6GHz (Turbo-Boost bis 2.48GHz) |
Arbeitsspeicher | 4GB SODIMM DDR3L (2 x 2GB) |
Anschlüsse | - 3 x USB 3.0 (Front: 1; Rear: 2) - 1x USB 3.0 Micro-B (QuickAccess) - 1x SD Card Reader - 2x RJ-45 1GbE LAN-Port - 3.5mm Microphone Input Klinke - 3.5mm Line Out Klinke - 1x HDMI Out (max. Auflösung 3840 x 2160 @ 30Hz - Netzanschluss |
Maße | 169 x 160 x 219 mm (Höhe X Breite X Tiefe) |
Gewicht | 3Kg |
Geräuschpegel | 18.1 dB (A) Gemäß ISO 7779 (gemessen aus 1m Entfernung) |
Energieverbrauch | System Sleep: 0.65W HDD Standby:12.1W Im Betrieb:27W (mit 4 x 2TB HDDs) |
Zahlreiche Anschlüsse im praktischen Gehäuse
Wie üblich beginnen wir mit dem äußerlichen Erscheinungsbild des QNAP TS-451A. Unschwer zu erkennen, handelt es sich dieses Mal um ein 4Bay NAS-System, das vier Festplattenslots bietet. Ohne zusätzlichen Adapter lassen sich 2.5 und 3.5 Zoll Datenträger einbauen. Mit Abmessungen von 169 x 160 x 219 mm (Höhe x Breite x Tiefe) hat es nahezu identische Maße wie das TS-231+ Modell, mit dem Unterschied, dass es 6cm breiter ist. Dies ist natürlich durch die zwei extra Festplattenfächer schnell erklärt. Nahezu das gesamte Gehäuse besteht aus Plastik, welches allerdings hervorragend verarbeitet ist und die Komponenten ausreichend schützt. Die markante Vorderseite zeichnet sich durch vier Festplatten Fächer aus sowie den dimmbaren Status LED Indikatoren. Zudem finden wir hier einen USB 3.0 Anschluss, einen SD-Slot, einen USB-QuickAccess-Anschluss (auf den ich gleich noch weiter eingehe), den bereits bekannten One Touch Copy Button sowie den Power-Button.
Auf der Aluminium Rückseite befinden sich weitere zahlreiche Anschlüsse und der 12cm große Lüfter. In Sachen Konnektivität mangelt es dem NAS-System wahrlich nicht. QNAP hat dieses Jahr eine komplett neue Verbindungsmöglichkeit entwickelt. Das Ganze nennt sich wie bereits erwähnt „USB-QuickAccess-Anschluss“ und ist im Grunde nichts Weiteres als ein USB Micro B Port, mit dem man direkten Zugriff auf die internen Festplatten des Systems gewinnt. Eine Netzwerkverbindung ist für die Nutzung des neuen Anschlusses nicht notwendig. Man kann sich den Zugriff quasi so vorstellen als nutze man eine externe Festplatte, die man direkt mittels USB-Kabel an den eigenen PC angeschlossen hat. Es mag sich zwar nicht wirklich spektakulär anhören, doch eine direkte USB-Verbindung ist in Sachen NAS-Systemen eine Weltneuheit. Ein NAS arbeitet nämlich bei weitem komplexer als gewöhnliche Festplatten. Zugriff hat man in der Regel lediglich über ein WLAN oder LAN Netzwerk. Für NAS-Neulinge ist der USB-QuickAccess-Anschluss daher eine besonders erfreuliche Neuerung. Getragen wird die kleine Box von vier quadratischen Gummifüßen, die dafür sorgen etwaige Vibrationen zu absorbieren.
Ein Red Dot Design Award hat sich QNAP mit der Optik sicherlich nicht verdient, jedoch braucht es sich im Wohnzimmer auch nicht verstecken. Das Design wurde in erster Linie für den praktischen Nutzen kreiert. Mit nur einer Handbewegung lassen sich die Festplattenfächer öffnen. Da man allerdings nicht täglich neue HDDs oder SSDs in das Gehäuse einbaut, hätte man aus unserer Sicht ruhig eine schönere Front entwickeln können.
Privater Cloud Speicher & PC/Medienplayer in Einem
Die Inbetriebnahme erfolgte innerhalb von wenigen Minuten. Durch den mitgelieferten Quick installation Guide gestaltet sich der Aufbau kinderleicht. Festplatten montieren, LAN-Kabel einstecken und das Netzteil anschließen, schon ist alles erledigt. Mit dem PC/Mac Programm „Qfinder Pro“ beginnt man anschließend mit der Software Einrichtung, welche einen Schritt für Schritt durch alle nötigen Prozesse geleitet. Selbst Laien können hierbei nichts falsch machen. Angekommen auf der Benutzeroberfläche (QTS) findet man bereits die wichtigsten Applikationen um die grundlegendsten Aufgaben zu erledigen. Mit der File Station App kann man durch alle Ordner und Dateien des Systems navigieren. Natürlich beherrscht File Station dabei alle gängigen Befehle wie Löschen, Kopieren, Ausschneiden oder Komprimieren(ZIP) um nur einige zu nennen. Falls einem die vorinstallierten Apps nicht ausreichen, lassen sich problemlos vom integrierten App Center weitere Programme hinzufügen. Durch den integrierten HDMI-Ausgang lässt sich zudem auf Wunsch das NAS System als Heimkino-Medienplayer (mit Apps wie Kodi und Plex) oder als PC-Ersatz (mit Apps wie Chrome und Libre Office) via HybridDesk Station verwenden.
Einfache Aufgaben wie im Internet-Surfen, Dokumente schreiben oder Emails abrufen sind für den Intel Celeron Dual-Core Prozessor keine Herausforderung. Selbst rechenintensivere Prozesse wie das Abspielen und die Transkodierung von 4K-Videomaterial funktioniert erstaunlich problemlos. Somit dient der TS-451A nicht nur als weltweit verfügbarer Netzwerkspeicher, sondern eben auch als Computer für jedes beliebige Display mit entsprechendem HDMI-Input. Es vereint zwei Geräte in einem, was natürlich einen immensen Mehrwert bietet. Schließlich spart man sich so den Erwerb eines separaten Mediaplayers oder gar PCs. In unserem Test hat sich gezeigt das Kodi flott und ohne Probleme läuft. Alle Filmformate (MKV, MP4, AVI, WMV, MPEG, MOV, FLV…) werden abgespielt und selbst Untertitel können nachträglich aus dem Internet heruntergeladen werden. So lassen sich Filme im Originalton mit deutschen Untertiteln anschauen, was ich persönlich hin und wieder sehr gerne tue. Wer bereits mal Kodi verwendet hat, der weiß, dass es nahezu unendlich viele Anpassungsmöglichkeiten gibt, um das Interface nach seinem persönlichen Geschmack einzurichten. Etwas Zeit und ein wenig Verständnis der Materie sind Grundvoraussetzungen, um sich die eigene Medienzentrale so einzurichten, dass sie sowohl stylisch als auch benutzerfreundlich erscheint. Durch die im Lieferumfang enthaltene Fernbedienung lässt sich Kodi ausgezeichnet bedienen. Haptisch fühlt sie sich leider nicht sehr hochwertig an, doch an der Funktionalität kann man ihr nichts vorwerfen. Sollte man daheim eine Universalfernbedienung besitzen, wäre es empfehlenswert diese für den QNAP zu programmieren. Entscheidet man sich Chrome als Betriebssystem für die HDMI-Ausgabe zu installieren, so ist es dringend erforderlich eine separate PC-Maus und Tastatur zu erwerben. Die Bedienung funktioniert hier nicht mit der Fernbedienung.
Ändert den Standard Kodi Skin (Confluence) und ladet euch Titan herunter. Dieses lässt sich hervorragend anpassen und es schaut obendrein extrem modern aus. Besonders klasse ist, dass sich selbst komplette Menüeinträge aus dem Startscreen entfernen lassen. So aktiviert man lediglich die Menü-Punkte, die man auch tagtäglich nutzt. Befolgt man unseren Tipp, so fühlt sich direkt jeder in die neu kreierte Benutzeroberfläche eingeladen.
Ob die zweifach Belastung als Medienplayer und Online-Speicherzentrale auch unter der abgespeckten TS-451A-2G Variante mit 2GB RAM so reibungslos abläuft, können wir euch leider nicht beantworten. All unsere Eindrücke beziehen sich nämlich auf das 4GB RAM Modell. Beide Modelle lassen sich allerdings mit wenigen Handgriffen aufrüsten. Reichen einem die zwei bzw. vier Gigabyte RAM-Speicher nicht aus, so bietet es sich an ein Upgrade durchzuführen. Für 39,90€ inkl. Versand erhält man bereits 8GB Arbeitsspeicher (2x 4GB DDR3L). Dabei sollte man stets darauf achten, zwei identische DDR3L RAM Chips zu verbauen, da es sonst zu Kompatibilitätsstörungen kommen kann. Laut QNAP sind 8GB das Maximum an unterstützter RAM-Kapazität. Wir sind uns allerdings sicher, dass der NAS Server auch bei 16GB verbautem Arbeitsspeicher klarkommen wird. Eines ist sicher; etwaige Verzögerungen werden nach einem RAM Upgrade Garantiert nicht mehr auftreten.
Lautstärke im Betrieb
Unter verschiedensten Szenarien ist bei uns der Lüfter nie hörbar zum Vorschein getreten. Die einzigen wahrnehmbaren Geräusche, die aus dem QNAP TS-451A treten, stammen aus den eingebauten Festplatten. Diese klackern hin und wieder beim Beschreiben oder Herunterladen bzw. Abrufen von Daten. Leider hatten wir keine Gelegenheit zu überprüfen, ob dieses klackern auch bei speziellen NAS-Festplatten auftritt. Doch auch mit den suboptimal gewählten Laufwerken, ist die Betriebslautstärke der kleinen Box zu keinem Zeitpunkt wirklich störend.
QNAP Apps für iOS und Android
Im letzten Jahr haben wir uns zu Recht über die Smartphone Apps von QNAP beschwert. Optisch waren sie veraltet und auch die Performance war desolat. Doch QNAP wäre nicht so erfolgreich, wenn Meinungen und Kritik der Nutzer ignoriert werden würden. Es war also vorauszusehen, dass die Apps früher oder später eine Runderneuerung spendiert bekommen. Jede App bis auf Qremote wirkt nun einladend und selbsterklärend in der Handhabung. Auch die Zuverlässigkeit ist endlich gegeben. Ob mit Qvideo unterwegs Videos schauen oder mit Qmusic auf alle Playlists zugreifen; sofern man über eine stabile Internetverbindung verfügt wird man mit den QNAP Apps Freude haben.
Schreib- und Leseraten im Vergleich
Kommen wir nun zum wohl wichtigsten Faktor eines guten NAS Systems, der Übertragungsgeschwindigkeit. Wir haben uns gedacht die Down- und Upload Werte mit dem im Vorjahr von uns getesteten QNAP TS-231+ und dem aktuellen Synology DS416Play zu vergleichen. Natürlich ist der direkte Vergleich des TS-231+ auf Grund der ein Jahr älteren Hardware nicht sonderlich fair. Nichts desto trotz verdeutlicht es den Fortschritt. Beim Synology DS416Play hingegen, können wir uns auf ein spannendes Duell einstellen. Schließich verfügen beide NAS Systeme über den selben Intel Celeron N3060 Prozessor!
TS-231+ | TS-451A-4G | DS416Play | |
---|---|---|---|
Preis (Stand: 10/2016) | 245,70€ | 483,99€ | 403,00€ |
CPU Modell | Annapurna Labs Alpine AL-212 | Intel Celeron N3060 | Intel Celeron N3060 |
CPU Frequenz | Dual-Core 1.4GHz | Dual Core 1.6 bis 2.48 GHz | Dual Core 1.6 bis 2.48 GHz |
Arbeitsspeicher | 1GB DD3 | 4GB DDR3L (2 x 2GB) | 1 GB DDR3 |
Leserate | 104MB/s | 111MB/s | 107MB/s |
Schreibrate | 84MB/s | 105MB/s | 98MB/s |
Wie man anhand der Tabelle entnehmen kann hat sich in einem Jahr immens viel getan. Dateien lassen sich nun ganze 25% schneller auf das NAS-System schreiben. Auch die Download-Geschwindigkeit ist mit 6,7% besser geworden. Sowohl der QNAP TS-451A als auch der Synology DS416Play weisen fantastische Übertragungsgeschwindigkeiten auf, an die der TS-231+ bei weitem nicht herankommt. Vergleicht man die beiden aktuellen Geräte miteinander zeigt sich ein minimaler Vorsprung des QNAP Systems. Die 4GB Arbeitsspeicher bestätigen ihre Daseinsberechtigung, zumal in der heutigen Zeit die Ausführung mehrerer Prozesse zur selben Zeit die Regel ist. In unserem Test haben wir festgestellt, je mehr Hintergrundprozesse stattfinden, desto deutlicher wurde der Vorsprung zum Synology DS416Play in Sachen Performance.
Fazit
QNAP hat beim TS-451A ein rundum gelungenes NAS-System entwickelt, welches wir uneingeschränkt weiterempfehlen können. Es vereint grandiose Leistung und immensen Funktionsumfang in einer hochwertig verarbeiteten Box. Leistungsintensive Prozesse bewältigt das Gerät mit Bravour und angenehmer Stille. Darüber hinaus ist die Einrichtung kinderleicht und die Bedienung schnell erlernbar. Durch die parallele Nutzung als Online-Speicher sowie HDMI-PC/Mediaplayer ist der Startpreis von 443,99€ für das 2GB RAM Modell allemal gerechtfertigt.
+ Laiengerechte Inbetriebnahme & Einrichtung
+ Immenser Funktionsumfang + Schöne & ausgereifte Weboberfläche + Grandiose Performance + Angenehm leise im Betrieb + Parallel-Nutzung: Online Speicher + PC/Medienplayer + Kompatibel mit 2.5″ und 3.5″ Festplatten + RAM erweiterbar |
– Minderwertig verarbeitete Fernbedienung |
---|