Releasetermin: 10.08.2018
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Sport
Entwickler: EA Tiburon
Herausgeber: Electronic Arts
Was für Fußballfans FIFA ist, ist für Freunde von American Football seit jeher die Madden-Reihe. Mit Madden NFL 19 versucht Electronic Arts, die Sportsimulation noch realistischer und authentischer als je zuvor zu gestalten. Neben technischen und spielerischen Neuerungen wartet das Spiel auch mit einer Fortsetzung der Longshot-Story aus dem Vorgänger auf. Außerdem schaffte es der diesjährige Teil nach elfjähriger Abstinenz sogar endlich wieder auf den PC. Ob das Football-Gesamtpaket überzeugt, kläre ich im folgenden Test.
Gameplay-Verbesserungen auf hohem Niveau
Eines vorweg: Ich bin kein Football-Experte. Die riesige Superbowl-Euphorie, die man auch hierzulande immer häufiger erlebt, ließ zwar auch mich eine gewisse Begeisterung für den Sport entwickeln – mehr aber auch nicht. Gerade deshalb freut es mich aber umso mehr, dass Madden mit einem umfangreichen Tutorial ausgestattet wurde, das den Spieler behutsam an die Sportsimulation heranführt. Angefangen von Informationen zu simpelsten Steuerungsaspekten, über Spielzüge hin zu den Rollen einzelner Spieler sind diese Hilfestellungen ideal für Käufer, die mit Madden NFL 19 ihren ersten Ausflug in die Videospiel-Reihe wagen. Insgesamt sind die Tutorials zwar auf Dauer etwas trocken, dafür aber ausreichend detailliert.
Wer sich einmal ins Spiel eingefunden hat, darf sich anschließend erneut auf eine sehr gelungene Sportsimulation freuen. Zugegeben: Spürbare Verbesserungen zum Vorjahr findet man nur im Detail. Zum Beispiel bei den Spielern, die ihren realen Vorbildern nicht nur ausgesprochen ähnlich sehen, sondern auch über verbesserte Lauf- und Kollisionsanimationen verfügen. Doch viel mehr Veränderung ist auch gar nicht nötig, schließlich spielt Madden seit Jahren sowohl bei Gameplay als auch bei der Grafik auf sehr hohem Niveau. Langjährige Fans können sich sowohl auf die offiziellen Lizenzen als auch erneut auf eine riesige Auswahl an Taktikmöglichkeiten und Spielzügen freuen.
Je nach Auswahl der Einstellungen könnt ihr zudem beliebig zwischen einem sehr einsteigerfreundlichen Schwierigkeits- und einem hohen Simulationsgrad umherwechseln. Begleitet wird das Sportgeschehen nicht nur von einer authentischen Stadionkulisse in Bild und Ton, sondern auch von mehr als brauchbaren Kommentatoren. Ähnliches gilt für den abwechslungsreichen Hip-Hop-Soundtrack, der von Migos über A$AP Ferg bis hin zu Cardi B eine ordentliche Songauswahl der aktuellen Stunde zu bieten hat. Leider sind die Ladezeiten teilweise etwas lang und kleinere Sound-und KI-Fehler bleiben auch nicht aus. Außerdem wichtig zu wissen: Madden NFL erscheint nach wie vor nur in englischer Sprache – eine Lokalisierung würde sich hierzulande offenbar nach wie vor nicht rentieren.
Umfangreiche Modi-Auswahl, unnötiges Pay to Win
Bei den Spielmodi setzten die Entwickler auf Bewährtes. „Play Now“ lässt euch beispielsweise reale NFL-Matches mit aktuellen Stats spielen oder auch eigene Custom-Games erstellen. In „Online Head to Head“ könnt ihr eure Fähigkeiten hingegen mit Freunden oder der ganzen Welt messen und euren Rang verbessern. Das funktioniert simpel und flott. Der Karrieremodus „Franchise“ gibt einem zudem die Möglichkeit, einen beliebigen Verein als Spieler, Trainer oder Manager voranzutreiben – je nach Wahl müsst ihr euch hier auch um klassische Management-Aufgaben kümmern. Außerdem gibt es – ganz ähnlich wie zum Beispiel auch bei FIFA – wieder einen Ultimate-Team-Modus. Dieser kann Solo-Spieler wie schon in den Vorjahren auch langfristig motivieren. Damit der Modus keinen Staub ansetzt, wurde auch hier an einigen Ecken geschraubt und verbessert. So haben die Entwickle unter anderem die Spieler-Aufwertungen dieses Jahr etwas zugänglicher gestaltet und das Chemie-System überarbeitet – solche Änderungen wirken auf dem Papier zwar marginal, sorgen in der Summe aber für eine spürbare Verbesserung des Gesamtpakets.
Wer Ultimate Team aus den Vorgängern oder etwa aus der FIFA-Reihe kennt, weiß jedoch auch, dass das Zusammenstellen von Teams nach dem Sammelkartenprinzip zwar sehr motivierend sein kann, aber auch mit Mikrotransaktionen gespickt ist. Grundsätzlich macht der Modus trotzdem Spaß und natürlich kommt man auch ohne Einsatz von Echtgeld vollkommen zurecht. Der ständige Wettbewerbsnachteil, den man gegenüber „spendablen“ Spielern hat, stört auf Dauer aber trotzdem. Für mich ist Ultimate Team daher nach wie vor nicht der ideale Zeitvertreib – wer mit dem Modus aber bisher seinen Spaß hatte, wird diesen auch in Madden NFL 19 wieder haben.
Schwächelnde Longshot-Fortsetzung
Mich persönlich hat es sehr gefreut, dass auch der Longshot-Modus, der in NFL 18 noch die größte Neuerung darstellte, eine Rückkehr feiert. Mit der kurzen Einzelspieler-Story konnten die Entwickler letztes Jahr beweisen, dass es auch in Sportsimulationen durchaus möglich ist, überzeugende und sogar emotionale Geschichten zu erzählen. Die Fortsetzung – Longshot: Homecoming – schließt an die Geschehnisse des Vorgängers an und setzt die Geschichte rund um den Quarterback Devin Wade und seinen Freund Colt Cruise fort.
Selbstverständlich verschlägt es euch in den vier Stunden auch für einige Spielzüge auf das Spielfeld, im Großen und Ganzen verbirgt sich hinter Homecoming aber eher eine Art interaktiver Film mitsamt aufwändiger Zwischensequenzen, starker Inszenierung und beeindruckender Regie. Der erzählerische Funke will dieses Mal leider trotzdem nicht überspringen. Das liegt vor allem daran, dass die Handlung immer wieder von klischeebeladenen und aufgesetzten Szenen durchzogen werden. Grundsätzlich gefällt es mir sehr gut, dass der Fokus auch auf den Problemen, Hoffnungen und Zweifeln abseits des eigentlichen Sports liegt. Da die Story anders als im Vorgänger dieses Mal jedoch linear und ohne Entscheidungsgewalt verläuft, kann man sich mit den Protagonisten nur schwer identifizieren.