Saints Row IV Re-Elected & Gat out of Hell im Test

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Releasetermin: 23.01.2015

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action/Third Person Shooter
Entwickler: Volition
Herausgeber: Deep Silver

 

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Aufgefrischte Versionen von alten Klassikern und beliebten, erst kürzlich veröffentlichten Spielen sind uns mittlerweile gut bekannt. Deep Silver und Volition schicken nun den nächsten Kandidaten ins Rennen: Saints Row IV ist erst vor etwas mehr als einem Jahr auf der PS3 erschienen, präsentiert sich nun als Re-Elected Version im frischen Gewand. Mit im Gepäck sind nicht nur die obligatorischen Optikverschönerungen, sondern mit Gat out of Hell auch eine eigenständige Erweiterung. Lohnt es sich, erneut in die Rolle des amerikanischen Präsidenten zu schlüpfen oder sollte man dem Klamauk lieber fern bleiben? Wir finden es für euch heraus!

Den ersten Dämpfer erlebte ich beim Öffnen des Spiels: Nur Saints Row IV befindet sich auf der Disk, Gat out of Hell liegt als Download Code vor. Für den ein oder anderen mag das eine erfreuliche Tatsache sein, doch es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass darunter der Gebrauchthandel leidet. Wer das Spiel gebraucht erwirbt, wird mit großer Sicherheit einen bereits eingelösten Code zur Erweiterung vorfinden. Im Store sind sowohl IV Re-Elected als auch Gat out of Hell für 30€ bzw. 20€ zu finden.

Saints Row IV: Re-Elected

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Wie der leicht teurere Einzelpreis von IV Re-Elected suggeriert, ist dieses Spiel der Hauptaugenmerk des Pakets. Der Titel knüpft an den vorherigen Teil „The Third“ an und steckt uns als Anführer der Saints in die Schuhe des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Haben wir uns erst einmal gewaltig in einem umfangreichen Charaktereditor ausgetobt und je nach Geschmack den stylishsten oder ulkigsten Präsidenten zusammengestellt, nimmt die Handlung schnell Fahrt auf: Aliens greifen die Erde an und stecken die Saints in eine virtuelle Version von Steelport, dem Schauplatz des Vorgängers. Nun liegt es am unscheinbarsten aller Helden – uns – die Machenschaften der außerirdischen Rasse zu stoppen. Die Story bringt bekannte Gesichter aus The Third ins Geschehen, punktet durch viele Twists und Überraschungen. Das Spiel wartet an jeder Ecke mit derbem Humor, der Fluch und Segen zugleich ist. Wer sich an den total bekloppten Geschehnissen stört, wird schlichtweg keinen Spaß mit dem Titel haben. Wer den Humor wiederum zum Schießen findet, bringt eine hohe Motivation mit, die Story voranzutreiben.

Superkräfte und ulkiger Chaos

Nicht nur durch die Erzählung und die Charaktere zieht sich die humorvolle Stimmung. Auch das Gameplay sprudelt regelrecht voll pubertärer und anzüglicher Komik. Bekannt ist die Reihe durch die Auswahl an ausgeflippten Waffen, die auch in Teil 4 nicht zu kurz kommt. Ich erwähne an dieser Stelle nur Exemplare wie den „Penetrator“ – der recht selbsterklärend agiert – die „Dubstep Gun“ mit Oktoberfest-Modus sowie den „Singularitätswerfer“, der Aliens und Menschen in schwarze Löcher zieht. Es ist ein großer Spaß, die verschiedenen Gewehre und Nahkampfwaffen auszuprobieren und aufzustufen. Zusätzlich besitzt unser Charakter die Möglichkeit, diverse Spezialattacken auszuführen. Das Einfrieren von Gegnern und die Bewegung von Objekten durch Telekinese frischt das Spielgeschehen auf und bringt Abwechslung in die Gefechte. Weitere Superkräfte formen die Fortbewegung im Spielgeschehen: Der Supersprint ermöglicht flinkes Rennen ala Flash, mit dem Supersprung können wir auf hohe Gebäude springen und durch das Gleiten steuern wir uns elegant durch die Lüfte. Die Steuerung gelingt gut und macht die Erkundung vom virtuellen Steelport zur spaßigen Angelegenheit. Dass wir uns zusätzlich auch in Fahrzeugen fortbewegen können, geht durch die Superkräfte allerdings fast unter. In einem flotten Sportwagen herumzucruisen macht zwar ebenfalls Laune, doch ist man zu Fuß durch den Superspint oftmals schneller unterwegs. Der großartige Soundtrack, über mehrere Radiosender verteilt, ließ mich allerdings doch des Öfteren zum fahrbaren Untersatz greifen. Die unterschiedlichsten Genres und Künstler sind vertreten und es gibt aus den Bereichen Klassik, Rock, Pop, Rap und Trap Songs von Ludwig van Beethoven, Aerosmith, Macklemore, OutKast und Diplo zu hören. Es ist ein seltsames und zugleich befriedigendes Gefühl, beim Durchqueren der Stadt einen Song wie „What Is Love“ von Haddaway zu hören.

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Viel Inhalt, mässige Abwechslung

Die Erkundung kann schnell mehrere Spielstunden verschlingen und auch die verfügbaren Tätigkeiten nehmen eine Menge Zeit ein. Die spektakulären und zugleich albernen Story-Missionen sind in unter 10 Stunden zu bewältigen, doch das Spiel bietet noch viel mehr. Es gibt Loyalitätsaufgaben, in denen wir unsere Beziehung zu den Nebencharakteren stärken. Der beigelegte DLC liefert ebenfalls neue Missionen. Nebenaufgaben wie zum Beispiel möglichst großen Schaden anzurichten sowie „Versicherungsbetrug“, bei dem wir uns vor Autos werfen und Punkte dafür erhalten, möglichst weit durch die Luft zu schleudern, lockern die Tätigkeiten auf. Abgerundet werden die Aktivitäten durch die Sammlung von so genannten Datenansammlungen. Diese blauen Leuchtkugeln sind zahlreich über die Spielwelt verteilt und werden zur Aufstufung der Fähigkeiten benötigt. Die Nebentätigkeiten werden leider recht schnell repetitiv und auch die Sammlung aller Kugeln stellt sich als nervige Angelegenheit heraus – es ist keine große Herausforderung, alle Kugeln einzusammeln, doch gibt es einfach unfassbar viele. Durch die Missionen sind allerdings viele spaßige Spielstunden garantiert, die umso umfangreicher werden, je weniger man sich an der Eintönigkeit der Nebenaktivitäten stört.

Der Sprung von PS3 zu PS4 geglückt?

Saints Row IV ist ein tolles Open-World-Spiel! Doch lohnt sich die Re-Elected-Version für Spieler, die bereits die Urfassung erlebt haben? Jein. Das größte Argument zum erneuten Kauf stellt die Beinhaltung sämtlichen DLCs dar. Dieser liefert neuen Inhalt, den es zu spielen lohnt. Weiterhin bietet die PS4-Version Sprachbefehle, die mit der deutschen Version jedoch nicht kompatibel sind. Auch die Quick-Time-Events, die über das Touchpad gesteuert werden, sind als Extra kaum der Rede wert. Die Grafik wurde zwar überarbeitet, bietet jedoch nur wenig Augenschmaus. Schnell fällt die stabilere Framerate gegenüber der PS3-Version auf, doch 60 FPS werden nur stellenweise erreicht. Die höhere Auflösung sorgt in Verbindung mit einem neuen Beleuchtungssystem für ein besseres Gesamtbild, doch viele unscharfe Umgebungstexturen haben zum Resultat, dass der optische Ursprung auf schwächerer Hardware nicht zu übersehen ist. Leicht hübschere Grafik, Touchpad-Unterstützung und sämtlicher DLC machen Re-Elected zwar zur besseren Fassung, aber nicht zum Pflichtkauf für Besitzer des Hauptspiels auf PS3. Leider ist die Umsetzung nicht von lästigen technischen Problemen verschont geblieben. Ich hatte während meiner Zeit mit dem Spiel mehrere Abstürze. Dass ein Titel einmal unerwartet beendet wird und ich ins Menü der PS4 geworfen werde, ist zu verkraften. Dass unter diesen Abstürzen jedoch auch zwei Fälle waren, bei denen mir nichts weiter übrig blieb, als das Stromkabel der Konsole zu ziehen, ist nicht zu akzeptieren. Die Konsole muss nach solch einem Fall die Datenbank neu aufbauen und wenn dies nicht möglich ist, ist das Formatieren der Festplatte nötig, wobei alle Daten verloren gehen. Dementsprechend fürchtete ich beim Spielen stets, dass der Fall erneut auftritt. Ich stehe mit dieser Erfahrung nicht allein dar, denn eine kurze Google-Suche zeigt, dass das Problem verbreitet ist. Eine offizielle Stellungnahme steht noch aus und so können wir nur auf einen dringend nötigen Patch hoffen.

 

Saints Row: Gat out of Hell

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Saints Row Gat out of Hell stellt eine Erweiterung zu Teil 4 dar, die allerdings eigenständig agiert und nicht den Besitz des Hauptspiels voraussetzt. In diesem Titel ist einmal mehr unser erstellter Charakter, der Präsident der Vereinigten Staaten, in eine schlechte Lage geraten: Durch eine Art Ouija-Brettspiel gelangt er in die Hölle, wo ihn Satan höchstpersönlich in Gefangenschaft nimmt. Die Saints Row-Persönlichkeiten Johnny Gat und Kinzie brechen zur Reise in die Hölle auf, um den Boss der Saints vor der Hochzeit mit der Tochter von Satan zu retten. Am Rezept der Reihe wird auch in Gat out of Hell nichts geändert: Unanständiger Humor, wahnwitzige Handlung und nicht minder verrückte Charaktere. So begegnen wir auf unserem Abenteuer in der Hölle beispielsweise einer modernen Version von William Shakespeare, der als DJ der Unterwelt tätig ist. Animierte Zwischensequenzen wechseln sich mit gezeichneten Comic-Bildern ab, die die Handlungen vorantreiben. Die Story ist unterhaltsam, wird aber den wenigsten nachhaltig im Kopf bleiben – das ist dem Spiel aber bewusst und auch egal.

Satans Zorn durch Chaos

In der Spielwelt von New Hades ist nicht die gewöhnliche Story-Progression vorgesehen. Es gibt keine regulären Story-Missionen. Vielmehr gilt es, möglichst viel Schaden anzurichten und so den Zorn Satans auf uns zu ziehen. Dafür stehen uns viele Tätigkeiten zur Verfügung, durch die wir unserem Ziel ein Schritt näher kommen. Es spielt sich, als erleben wir ein Minispiel nach dem anderen. Die Missionen dauern meist nur wenige Minuten. Es stehen Aufgaben wie „Vandalismus“ und „Überleben“ zur Verfügung. Außerdem erbitten verschiedene Charaktere im Spiel wie Shakespeare oder Blackbeard eure Hilfe, doch die so vermittelten Aufgaben weichen nicht sonderlich vom Konzept der kurzen Tätigkeiten ab – hier einige Dämonen erledigen, dort eine Person retten. Diese Idee, durch den Abschluss kurzweiliger Aufträge selbstständig in der Handlung voranzuschreiten, leidet an der Tatsache, dass die präsentierten Missionen schnell repetitiv werden. Genau wie schon in Saints Row IV wurden mir die kleinen Aufgaben zügig recht eintönig – und da Gat out of Hell lediglich diese Art von Missionen aufweist, schadet diese Schwäche der Erweiterung deutlich mehr als dem Hauptspiel. Der Titel hat jedoch noch ein Ass im Ärmel: Mehr als 100 Herausforderungen stehen bereit, die eine abwechslungsreiche Spielweise fördern. Mit bestimmten Waffen Gegner besiegen, bestimmte Dämonentypen hinrichten, sich auf bestimmte Weise fortbewegen. Wer die Anforderungen im Blick behält, hat trotz eintöniger Aufgabenstellung recht viel Abwechslung im Spielgeschehen. Noch dazu erfordern manche Herausforderungen eine Menge Hingabe und Spielzeit, sodass die Spieldauer stark erhöht wird. Der Abschluss der Story nimmt nur rund 5 Stunden in Anspruch. Nimmt man sich sämtliche Aufgaben vor, sind etwa 10 Stunden von Nöten. Diese Spielzeit kann mindestens verdoppelt werden, wenn man sich auch sämtliche Herausforderungen vorknöpft.

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I believe I can fly

Das Gameplay richtet sich stark nach dem Spielgeschehen in Teil 4. Die Erkundung der Spielwelt ist zu Fuß, per Superkräfte und per Vehikel möglich. In Gat out of Hell sind keine Supersprünge möglich, doch der Supersprint ist erneut vorhanden. Zusätzlich hat der Spieler diesmal Flügel zur Verfügung, wodurch wir in die Luft schnellen und tatsächlich fliegen können. Die Kontrolle über das Flugsystem mag zunächst etwas eigen wirken, doch sobald man wenige Upgrades für die Fähigkeit freigeschaltet und einige Minuten in der Luft verbracht hat, steuern sich die Flügel unglaublich gut. Ist das Flugverhalten nach wenigen Stunden komplett aufgerüstet, lässt sich fast die gesamte Karte in einem einzigen Flug überqueren. Wie auch in Saints Row IV ist ein Arsenal an Superkräften implementiert, durch die wir beispielsweise Gegner versteinern oder kleine Vasallen sowie einen „Höllenlegionär“ beschwören können, die im Kampf aushelfen. Nach und nach werden immer mehr dieser Fähigkeiten bereit gestellt und es macht Spaß, die verschiedenen Kampfhilfen aufzustufen. Verrückte Waffen sind natürlich auch wieder mit von der Partie. Während Saints Row IV zwar deutlich mehr Wummen bietet, punktet Gat out of Hell mit folgender Idee, die toll zum Setting passt: Die 7 Todwaffen. Jede einzelne dieser Waffen muss auf besondere Weise freigeschaltet werden und es lohnt sich. Sie basieren auf den biblischen Todsünden und sind besonders effektiv. Mein Liebling der Auswahl ist „Trägheit“, die den Spieler in einen fahrbaren Sessel verfrachtet, der mit Maschinengewehr- und Raketenmunition ausgestattet ist. Besonders im Online-Koop hatte ich großen Spaß – spielbar sind nämlich sowohl Johnny Gat als auch Kinzie. Mit einem Kumpel zusammen, jeweils mit einer der Todwaffen ausgerüstet, Chaos in der Dämonenwelt anzurichten, ist eine wahnsinnig unterhaltsame Erfahrung!

Triste Farben, langweiliges Design

Grafisch schlägt sich Gat out of Hell besser als IV, doch wirklich hübsch finde ich das Spiel auch nicht. Die Texturen sind schärfer, die Framerate ist höher (leider ebenfalls keine stabilen 60 FPS) und die Effekte der Superkräfte machen ordentlich etwas her. Dennoch wirkt die Spielwelt fade, was an dem langweilig gestalteten Gebäudedesign oder an der tristen Farbgebung liegen mag. Ein Großteil der Optik zeigt sich in einem Braunton, an dem ich mich schnell satt gesehen habe. Die Grafik der beiden Spiele ist keinesfalls eine Katastrophe, bleibt aber trotz Aufarbeitung deutlich unter den technischen Möglichkeiten. Soundtechnisch hingegen hat man mehr Stärken vorzuweisen. Es gibt keine deutsche Vertonung, doch die englischen Stimmen liefern einen tollen Job ab. Die Soundeffekte bei Explosionen und Schüssen klingen wuchtig und die musikalische Untermalung weiß zu gefallen.

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Fazit

Saints Row IV macht als Open World-Spiel viel richtig und lebt von seiner völlig bescheuerten und wahnwitzigen Art. Wer mit anzüglichem Humor nichts am Hut hat, sollte einen großen Bogen um den Titel machen. Wer sich an der Art nicht stört und das Spiel noch nicht erlebt hat, kann bedenkenlos zugreifen. Die Re-Elected-Fassung schöpft zwar nicht ihr volles Potential aus und kommt „nur“ mit leichter Grafikoptimierung, Touchpad-Implementierung und DLC-Beinhaltung daher, ist für erstmalige Spieler aber ohne Zweifel die richtige Version. Gat out of Hell lebt die verrückte Ader ebenso stark aus und punktet mit genialem Flugsystem. Dass es keine typischen Story-Missionen gibt und die kurzweiligen Mini-Aufgaben schnell monoton werden, schadet dem neuen Abenteuer allerdings merklich. Dafür können die zahlreichen Herausforderungen eine angenehme Abwechslung im Spielgeschehen fördern, wodurch ich beim rund 10-stündigen Trip zur Vollendung aller Tätigkeiten in der Hölle bestens unterhalten war. Die Sternewertung bezieht sich auf das Retail-Gesamtpaket, das beide Spiele beinhaltet.

Wertung im Einzelnen
Story
7
Gameplay
7
Inhalt und Umfang
8
Grafik
4
Sound
7
Multiplayer
8
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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)