titanfall-2-boxartReleasetermin: 28.10.2016

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: First-Person-Shooter
Entwickler: Respawn Entertainment
Herausgeber: Electronic Arts

 

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Auf Konsolen stellen neben den technischen Spezifikationen oft in erster Linie die Exklusivtitel die entscheidensten Kaufgründe dar. Für die Playstation 4 wurden bereits früh vielversprechende Titel wie Infamous: Second Son oder das Rennspiel Driveclub angekündigt, außerdem sorgte die Vergangenheit dafür, dass sich im Playstation-Portfolio eine Vielzahl starker Videospielreihen befinden. Der erste Titel, bei dem ich aber wirklich neidisch zu den Xbox-One-Jüngern herüberschielte, war Titanfall. Shooter wie Call of Duty oder Battlefield zeigten bei mir bereits große Abnutzungserscheinungen, Titanfall hingegen wirkte frisch und voller innovativer Impulse für das Genre. Umso erfreuter war ich, als ich hörte, dass der Nachfolger Titanfall 2 auch für Playstation 4 erscheinen würde.

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Mensch und Maschine

Und das sogar mit Kampagne! Sein Vorgänger fixierte sich noch nur auf die Mehrspielergefechte und lieferte zusätzlich lediglich eine Missionsaneinanderreihung, die aber eher den Titel „Pseudo-Kampagne“ verdiente. Dieses Mal dreht sich alles rund um den Soldaten Jack Cooper, der zu Beginn noch mitten in seiner Ausbildung zum Piloten steckt. Als Pilot steuert man im Krieg einen der namensgebenden Titans. Das sind riesige, für Kämpfe konzipierte Mechs, die in der Welt von Titanfall Bestandteil des großen Kriegs zwischen der Miliz, der auch Cooper angehört, und der sogenannten IMC sind. Zu Anfang befindet ihr euch noch in einer Simulation, die euer Training darstellt und gleichzeitig auch als Tutorial für das Spiel dient. Hier lernen wir neben dem üblichen Ego-Shooter-Gameplay auch die Parcourelemente, die Titanfall 2 zu bieten hat, kennen. Es ist möglich, an Wänden entlangzulaufen, Wandsprünge auszuführen und sogar einen Doppelsprung zu bewerkstelligen.

Durch gewisse Umstände befindet sich Cooper schon kurze Zeit später auf feindlichen Linien eines fremden Planeten, getrennt von seiner Miliz, die möglicherweise zu großen Teilen ausgelöscht wurde. Er findet einen beschädigten Titan und sieht sich in der Pflicht, die Mission der Miliz fortzusetzen, die entscheidende Auswirkungen auf den Krieg gegen die IMC haben könnte. Bei dem beschädigten Titan handelt es sich um BT-7274, der zuvor Coopers Ausbildner Lastimosa gehört hatte. Nach einigen Reparaturarbeiten werden die bereits erlernten Gameplayelemente noch um den Aufenthalt im Titan ergänzt. Dieser bewegt sich selbstverständlich sehr schwerfällig, kann aber auf Knopfdruck zu gewissen Zeitpunkten zur Seite huschen um beispielsweise Deckung zu finden. Als Waffe haben wir zunächst ein panzerbrechendes Automatikgewehr ausgerüstet, auf Druck von L1 kreieren wir ein schützendes Vortex-Schild und mit R1 visieren wir verschiedene Ziele an, um dann gleichzeitig auf alle loszufeuern. Zum Schluss haben wir auch noch den Elektrorauch, der Gegner in der Nähe beschädigt. Im Laufe der Kampagne werden wir aber bis zu sieben weitere Ausrüstungssets, mit anderen Waffen und Fähigkeiten, freischalten können.

Abwechslungsreiches Gameplay in schönen Umgebungen

Bewegt ihr euch durch die einzelnen Missionen fällt schnell auf, dass Respawn Entertainment optisch sehr viel aus dem Spiel herausgeholt hat. Besonders wenn ihr euch an der Oberfläche des Planeten befindet, überzeugt die wuchernde Vegetation genauso wie die Lichteffekte und das rundherum liegende Terrain. Auch innerhalb von Gebäuden macht Titanfall 2 eine sehr gute Figur und schafft es besonders, ein glaubwürdiges Sci-Fi-Universum aufzubauen. Feindliche Kontakte habt ihr sowohl mit feindlichen Truppen, als auch mit lebendigen Kreaturen. Auch Kämpfe gegen andere Maschinen sind nicht selten, was für eine gelunge Abwechslung sorgt. Innerhalb der einzelnen Missionen werdet ihr ständige Wechsel aus Schussgefechten und Jump’n’Run-Einlagen vorfinden. Titanfall 2 spielt sich sehr schnell und es ist beeindruckend, wie flüssig die einzelnen Aspekte ineinandergreifen. Am besten funktioniert die Kampagne besonders dann, wenn beides aufeinandertrifft und ihr während Sprüngen zwischen Plattformen Gegner niederstreckt.

Gefallen hat mir auch, dass Titanfall 2 sehr einsteigerfreundlich ist. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad werdet ihr zwar gefordert, Frust kommt aber niemals auf. Da die Waffen keinen realistischen Ansatz verfolgen, müsst ihr euch über großartigen Rückstoß keine Gedanken machen. Abgewechselt wird hier bei Gegneraufkommen zwischen großen Horden, die aber eher Kanonenfutter darstellen, umfangreicheren Kämpfen gegen weitere Titans und kleineren Bosskämpfen. Der größte Unterschied zu anderen Vertretern des Genres ist vermutlich, dass man bei Titanfall 2 wegen der vielen Akrobatik auch sehr vertikal denken muss und die Kämpfe sich nicht nur auf einer Ebene abspielen. Überrascht hat mich die Kampagne übrigens etwa bei der Hälfte. Dort werden zwei kleinere Rätselelemente eingeführt, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Doch auch bei diesen wird der flotte Spielfluss nicht gestört, sodass ihr keine Angst haben müsst, lange Zeit an Puzzles zu hängen.

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Schwächen in der Story

Gegen Ende fährt der Storymodus dann inszenatorisch nochmal alle Geschütze auf, erzählerisch kam in den knapp sieben Stunden letztendlich aber doch nicht so viel rüber. Was tolle Charaktere angeht, bleibt mir nur der humorvolle BT-7274 wirklich in Erinnerung. Dieser wurde etwas vermenschlicht, ein Ansatz, aus dem man vielleicht noch mehr hätte herausholen können. Zum Schluss habe ich mich aber auch gefragt, wie viel mehr Geschichte überhaupt zu Titanfall 2 gepasst hätte. Vielleicht würde die spaßige Action durch zu lange Dialoge unnötig ausgebremst, der Fokus auf spielerische und optische Highlights schien die richtige Entscheidung. Für die Ausarbeitung der Charaktere ist aber noch viel Luft nach oben für einen möglichen Nachfolger. Nebenbei ist auch der Sound bombastisch: die Waffen hören sich toll an und auch alle Soundeffekte drumherum erzeugen Atmosphäre. Dazu kommt noch ein hollywoodreifer Soundtrack aus der Feder von Stephen Barton, der mich durchweg begeistert hat.

Gerüstet für den Kampf

Im Grunde diente die Kampagne aber auch als sehr umfangreiches Tutorial. Steigt man im Anschluss erstmals in den Mehrspielermodus, ist man in Bezug auf die Spielmechaniken schon erstklassig geschult. Bevor wir uns in die Kämpfe schmeißen, müssen wir uns zunächst unsere Loadouts, also die Ausrüstung, die wir mitnehmen wollen, auswählen. In bis zu zehn Loadout-Slots lassen sich Primär- und Sekundärwaffen sowie vieles weitere speichern, damit ihr im Schnellzugriff an sie gelangt. Bei den Sekundärwaffen habt ihr die Auswahl zwischen Pistolen und den Titanwaffen, letztere sind, wie der Name bereits vermuten lässt, besonders effektiv gegen die Kampf-Mechs. Alle Waffen lassen sich natürlich nach und nach mit Aufsätzen versehen, neben dem Visier gibt es zum Beispiel auch eine erhöhte Magazingröße oder ein schnellerer Wechsel zu einer anderen Waffe. Bei den Explosionswaffen stehen euch sechs Exemplare zur Auswahl, darunter normale Splittergranaten, aber auch Feuersterne oder eine Rucksackladung, die sich per Fernzündung auslösen lässt.

Besonders interessant wird es bei der Taktikausrüstung, da hier wichtige Entscheidungen zum taktischen Vorgehen gefällt werden. Ich persönlich habe sehr viel die bereits zu Beginn verfügbare Tarnvorrichtung genutzt, die euch bei Benutzung eine gewisse Zeit nahezu unsichtbar macht. Hier steht aber beispielsweise auch ein Schutzschild, eine temporär einsetzbare holografische Abbildung des eigenen Piloten oder der völlig neue Kletterhaken zur Verfügung. Mit letzterem wird der Pilot noch ein gutes Stück agiler, da man sich an Wände heranziehen und strategische Sprünge ausführen kann. Abgerundet wird jedes Loadout mit der Auswahl einer Exekution und der Entscheidung über zwei Kits, also Fähigkeiten, die mit den Perks aus Call of Duty vergleichbar sind. Ein ähnliches Prozedere erwartet euch aber auch bei den Titans, wenn auch nicht ganz so umfangreich. Zur Auswahl stehen sechs Titanarten mit verschiedenen Waffen, Defensivfähigkeiten und Spezialangriffen. Ihr könnt an dieser Stelle lediglich drei Kits bestimmen, die euren Titan aber genügend verändern. Achja, außerdem lassen sich sowohl beim Pilot als auch beim zugehörigen Titan diverse kosmetische Änderungen und Tarnungen ausrüsten!

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Auf dem Schlachtfeld

Haben wir genug an den Loadouts herumgeschraubt, wird es Zeit für ein paar Online-Spiele. Der ikonischste Modus in Titanfall ist wohl die Materialschlacht, bei der zwölf Spieler in zwei Teams gegeneinander antreten. Neben den Spielern sind auf dem Schlachtfeld aber auch KI-Einheiten in Form von Fußsoldaten oder Kampfmaschinen zugegen, die an der Seite der Piloten kämpfen. Nach zügigem Verbindungsaufbau und dem Start ins Spiel liegt es an uns, nach Möglichkeit alle Gegner auszuschalten. Die computergesteuerten Feinde bringen einen Punkt, das Ausschalten eines Piloten belohnt unseren Teampunktestand mit fünf Punkten. In diesem Modus ist die Karte sehr gefüllt und da die KI nicht wirklich schwierig zu besiegen ist, erlebt man schnell das ein oder andere Erfolgserlebnis. Und auch hier bestätigt sich der Eindruck aus der Kampagne: alles greift ineinander, man ist ständig in Bewegung und kombiniert Sprungpassagen und Wandläufe mit den klassischen Shooter-Einlagen. Während wir spielen füllt sich unten links langsam eine Prozentanzeige, die signalisiert, wann wir unseren Titan rufen können. Bei jedem Kill oder der Anrichtung großen Schadens steigt die Anzeige ein wenig schneller, wodurch gute Spieler zügiger an ihren Titan kommen. Ist es soweit, genügt ein Druck auf das Steuerkreuz und fünf Sekunden später steht der Titan auf dem Feld.

Damit kommen wir zu einem der wichtigsten Punkte in Titanfall 2: die Spielbalance ist fantastisch! Skeptisch war ich zuvor am ehesten bei dem Zusammenspiel aus Piloten und Titans in der gleichen Schlacht, da Piloten im Vergleich natürlich absolut unterlegen sind. Dadurch, dass nach ein paar Minuten allerdings auf beiden Seiten des Teams Titans stehen und auch Piloten verschiedene Möglichkeiten besitzen, Titans auszuschalten, waren meine Sorgen unberechtigt. Man muss auch bedenken dass die Karten so gestaltet sind, dass sich weite Flächen und enge Passagen abwechseln. Dadurch haben die Piloten auch in ihrer Größe gewisse Vorteile, die entscheidend für das taktische Vorgehen sein können. Und auch bei den vielen verschiedenen Möglichkeiten für das Loadout stellte ich fest, dass ein großer Wert auf ausgeglichene Chancen gelegt wurde. Natürlich gibt es Waffenzusammenstellungen die besser funktionieren als andere, im Grunde ist es aber auch schon früh im Spiel möglich, mit Spielern auf einem höheren Level problemlos mitzuhalten. Auch die sechs Titans könnten teilweise unterschiedlicher nicht sein, haben durch ihre Eigenheiten allerdings alle gewisse Möglichkeiten für Spielzüge, die anderen verwehrt bleiben. Und selbst wenn ich mich langsam wiederhole: es ist beeindruckend, wie auch das Spielen als Pilot und als Titan reibungslos ineinader übergeht! Ein besseres Balancing benötigen lediglich die sogenannten Boosts, die man gelegentlich erhält. Hier sind später erhältliche Optionen wie Auto-Geschütze wesentlich effektiver als der anfängliche „Verstärkte Waffen“-Boost.

Maps & Spielmodi

Für das gute Balancing ist auch das tolle Design der Maps mitverantwortlich. Durch den Mix aus Gebäuden, Höhlen und offenen Flächen haben Sturm- oder Scharfschützengewehre genauso ihre Daseinsberechtigung wie beispielsweise Schrotflinten. Und auch ansonsten haben die Entwickler hier einen tollen Job gemacht. Ähnlich wie in der Kampagne wurde hier auf eine hohe Vertikalität geachtet, was die Kämpfe sehr komplex macht und die Gefahr von allen Seiten ermöglicht. Jeder Container, jede Wand und jedes offene Fenster wirkt bedacht platziert und bietet Möglichkeiten zur Nutzung der Parcourelemente. Selbst wenn man die Karten auswendig kennt, hat man sie lange nicht erlernt. Immer wieder offenbaren sich einem neue Möglichkeiten von A nach B zu kommen, was die Spiele auch nach langer Zeit noch sehr reizvoll macht. Die Spielfelder sind auch optisch sehr ansprechend und bieten abwechslungsreiche Schauplätze, die teilweise Kapiteln aus der Kampagne nachempfunden sind. Eine Stichprobe: Exoplanet stellt ein exotisches, in warme Frühlingsfarben getauchtes Gebiet mit Forschungseinrichtungen dar, während der Frachthafen Drydock wesentlich kahler aussieht. Gefallen hat mir auch Crash Site, wo sich Höhlen, lange Schluchten und Wrackteile von abgestürzten Flugmaschinen als Untergrund für die Gefechte abwechseln. Einziger Kritikpunkt: aktuell ist die Auswahl mit neun Karten noch recht gering. Gut, dass Respawn Entertainment alle kommenden DLC-Inhalte kostenlos zur Verfügung stellen möchte!

Kommen wir zu den weiteren Spielmodi. In Kopfgeldjagd müsst ihr in Wellen auftretende KI-Gegner ausschalten, um an Geld zu gelangen. Schaltet ihr feindliche Piloten aus, könnt ihr einen Teil ihres Geldes stehlen um euer eigenes Guthaben zu erhöhen. Zwischen den Wellen öffnet die Bank, in der ihr euer angesammeltes Geld ablegen könnt, damit ihr es sicher habt. Das Team, das zuerst einen gewissen Betrag hinterlegt hat, gewinnt das Spiel. Verstärkter Hardpoint ist ein Herrschafts-Spielmodus, bei dem die Teams verschiedene Kontrollpunkte erobern müssen, um an Punkte zu gelangen. Auch Capture the Flag gibt es, hier gilt es feindliche Flaggen zu erobern und zur eigenen Basis zu bringen. Wem das alles zu viel drumherum ist, der kann sich auch in einem einfachen Team-Deathmatch-Modus oder in Frei für alle, wo jeder gegen jeden kämpft, austoben. Wer hingegen mal auf die Titans verzichten möchte, kann Piloten vs. Piloten auswählen, andersrum startet man bei Last Titan Standing direkt in seinem Mech. Bei letzterem ist es die Aufgabe, alle feindlichen Titans auszuschalten, wobei es keine Respawns gibt. Zum Schluss gibt es noch das Kolosseum: gegen eine Teilnahmegebühr von zehn Credits kämpft ihr hier gegen einen anderen Spieler auf einer runden Plattform.

Motivierender Aufstieg

Credits erhaltet ihr im Anschluss an jede Runde. Neben einem generellen Stufenaufstieg für euren Piloten steigt auch das Level jeder einzelnen Waffe und jedes Titans. Dazu gibt es noch in jedem Match gewisse Herausforderungen, deren Absolvieren auch noch weitere Freischaltungen bewirkt. Bei jeder höheren Stufe werden Sachen erspielt, gelegentlich erhaltet ihr kleine Geschenke mit neuen Ausrüstungsmöglichkeiten. Verdiente Credits können selbstverständlich auch gegen Kits, Boosts, Waffen oder Taktikausrüstungen eingetauscht werden. Titanfall 2 ist es damit gelungen mich mehr zu motivieren als etliche andere Spiele des Genres. Nach jedem gespielten Spiel habe ich mir meine neu freigeschalteten Objekte angesehen, die Loadouts angepasst und neue Zusammenstellungen ausprobiert. „Nur noch ein Spiel!“ war als Folge kein seltener Gedanke, der mir bei abendlichen Spielsessions durch den Kopf schoss.

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Wertung im Einzelnen
Singleplayer
8
Multiplayer
10
Gameplay
9
Umfang
8
Grafik
9
Sound
8
Teilen