Nicht wenige Menschen träumen davon, eines Tages an Bord eines Kunstflugzeugs zu sitzen – oder selbst eines zu steuern. Für nur wenige wird sich dieser Traum allerdings erfüllen. Virtual Reality eröffnet jedoch neue Möglichkeiten und so präsentieren sich insbesondere Erfahrungen mit Cockpit-Ansichten als passende VR-Erlebnisse. Ich hatte nun die Möglichkeit, an Bord verschiedener Flieger gar in den Luftkampf zu ziehen. Doch handelt es sich keineswegs um eine möglichst realistische Flugsimulation – ich habe die Lüfte in Toy Plane Heroes erobert! Hier sind Spielzeug-Flieger Dreh- und Angelpunkt des familiengerechten Shooter-Erlebnisses. Wie fühlt es sich an Bord solch eines „Toy Planes“ an? Ich verrate es euch!
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Mit einem ausführlichen Tutorial werden Spieler an das Konzept des Titels und insbesondere an die Steuerung Schritt für Schritt herangeführt. Mit einem Gamepad, Maus und Tastur oder sogar einem HOTAS-Setup ausgerüstet setzen wir uns aufrecht hin – und schon fühlt es sich mit dem Head-Mounted-Display auf dem Kopf so an, als säßen wir hinter dem Steuer eines Flugzeugs! Ob Spielzeug oder nicht spielt dabei gar nicht mal eine so große Rolle, denn ist der Anblick so faszinierend, dass jegliche Überlegungen in diese Richtung verdrängt werden. Ich habe mit einem Gamepad gespielt und so wurde mir zunächst erklärt, wie ich beschleunige und das Spielzeug in der Luft navigiere. Sind die Grundlagen gelernt, wird ebenfalls die Schussmechanik erklärt. Der virtuelle Flieger ist nämlich auf beiden Tragflächen mit Geschützen ausgestattet, mit denen andere Flugzeuge abgeschossen werden können. Die Standard-Ausrüstung verschießt kleine Gummibänder, was zwar harmlos klingen mag, doch erstaunlich effektiv sein kann. Geschieht die gesamte Kontrolle des Fliegers über das Pad oder sonstige Steuereingabe, sieht die Lage beim Schießen ein wenig anders aus. Die Schüsse werden jeweils links und rechts zwar über die Trigger betätigt, doch bestimmen wir per Blickrichtung, wohin die Gummis abgefeuert werden. Dieses Prinzip wirkte zunächst befremdlich auf mich, doch gewöhnte ich mich schnell an dieses System. Nach 2-3 Runden hatte ich die Steuerung komplett verinnerlicht und bloß gelegentlich mit den Achsen der Controller-Sticks Probleme: Da bei der Kontrolle viel mit Invertierung gearbeitet wird, kam ich lediglich hin und wieder durcheinander und steuerte mein Spielzeugmodell kurzzeitig in die falsche Richtung. Auch wenn also ein wenig Eingewöhnung von Nöten ist, gestaltet sich die Kontrolle der Flugzeuge intuitiv und logisch. Damit ist bereits der erste Schritt getan in Richtung Zugänglichkeit.
Ein anderer Aspekt entgegnet dieser Aussicht allerdings: Toy Plane Heroes ist nicht für VR-Neulinge zu empfehlen. Gerade weil falsche Manöver leicht geschehen und wir aus Versehen den Stick in die falsche Richtung ziehen, ist in Folge der unerwarteten Flugrichtung ein mulmiges Gefühl ein verständliches Resultat. Ebenfalls ein wahrlich spannendes, aber nur bedingt zu empfehlendes Erlebnis: Eine Kollision mit der Wand oder anderen Hindernissen. Ich bin zwar der Meinung, mir nach rund einem Monat mit der Vive-Brille „VR-Beine“ erarbeitet zu haben. Und auch wenn ich zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl der Übelkeit beim Spielen verspürt habe, ist eine teils schwindelerregende Erfahrung nicht zu verleugnen. Ich habe an diesen kurzen Momenten des Taumels gar Spaß – doch sollte Toy Plane Heroes keineswegs dazu genutzt werden, VR-Neulinge in die wunderbare Welt der virtuellen Realität einzuführen. Loopings und Barrel Rolls sind schließlich auch in Virtual Reality adrenalingeladene Manöver, auf die jeder Spieler anders reagieren mag. Dem sind sich wohl auch die Entwickler von Oasis VR bewusst: Auf Steam wird der Titel mit der Komfortstufe „INTENSE“ beworben, was ich absolut so unterschreiben kann. Hat man sich jedoch erst einmal an das Flugverhalten gewöhnt, spielt sich Toy Plane Heroes atemberaubend. Es macht großen Spaß, den feindlichen, vorbei düsenden Fliegern mit den Blicken zu folgen und generell die volle Kontrolle über unsere Kopfbewegung und Blickrichtung innerhalb des Cockpits zu haben. Das Spielgefühl ist schlicht nicht mit regulären Gaming-Erlebnissen zu vergleichen und macht aus einem vermeintlich simplen Prinzip eine einzigartige Erfahrung.
Das Konzept um die niedlichen, kleinen Spielzeug-Flieger bringt viele Möglichkeiten mit. Ein stinknormales Kinderzimmer wird samt angrenzenden Flur und benachbartem Raum plötzlich zum aufregenden Schlachtfeld. Derzeit sind drei Maps enthalten, die vermeintlich gewöhnliche Umgebungen in spannende Areale mit vielen visuellen Höhepunkten verwandeln. Interaktive Objekte in den Gebieten stellen ebenfalls ein Spektakel dar, so lassen sich viele der Hindernisse wie beispielsweise ein Basketball abschießen und reagieren dank akkurater Physik-Engine realistisch auf die Schüsse. Es ist bereits wahrlich ein Spaß, einen Turm an Bauklötzchen mit präzisen Schüssen der Gummistreifen zum Fallen zu bringen. Doch Hauptattraktion sind stets feindliche Flieger, die es abzuschießen gilt. Derzeit enthalten ist der klassische Team Deathmatch-Modus, der mit maximal 8 Spielern für Unterhaltung sorgt. Mehr als 4 Flieger pro Team macht durch die überschaubaren Arenen keinen Sinn und so fühlt sich die Anzahl an teilnehmenden Spielern gerade richtig an. Grundsätzlich ist Toy Plane Heroes als Online-Shooter angedacht, doch stehen einmal keine Spieler bereit, lassen sich auch Bots einsetzen. In meiner Erfahrung mit dem Spiel wurde das Thema Online-Spieler leider wirklich zum Problem, denn habe ich selten Mitspieler gefunden. Gerade weil Toy Plane Heroes mit dem Oculus Dev Kit 2, der Rift Consumer-Version sowie dem HTC Vive eine große Bandbreite an VR-Lösungen abdeckt, war ich über die wenigen Spieler bisher etwas enttäuscht. Mit steigenden VR-Headset-Verkäufen und Blick Richtung finale Spielversion sollte sich die Lage aber verbessern.
Aus diesem Grund sind Bots eine immens wichtige Implementierung, die glücklicherweise gelungen ist. Verschiedene Schwierigkeitsgrade stehen parat, um die KI zu verbessern oder abzuschwächen. Es macht einen riesigen Spaß, einen feindlichen Flieger aus der Luft zu holen – egal ob menschlicher Spieler oder Bot. Erledigen wir einen Feind, winken Plastikteilchen als Belohnung. Mit dieser „Währung“ innerhalb der Matches lassen sich in der Basis stärkere Waffen für die Platzierung auf den einzelnen Tragflächen erwerben. So lässt sich zum Beispiel eine mächtige Kaugummi-Schleuder anbringen, die allerdings wieder verschwindet, sobald unser Gefährt zerstört wird. In Zukunft können Spieler mit weiteren Waffen rechnen, denn fällt die Auswahl hier bisher noch schwach aus. In den Maps verteilt sind Power-Up-Felder, die unserem Flieger einen temporären Schub oder ein hilfreiches Schild verpassen. Auch hier dürfte es in Zukunft noch Zugänge an den verfügbaren Power-Ups geben. Das Geschehen in Team Deathmatch erklärt sich von selbst: Das Team mit den meisten Abschüssen gewinnt. Am Rundenende werden die Leistung des Spielers ausgewertet und anschließend Erfahrungspunkte verteilt. Das erspielte Level bestimmt, welche Flieger wir im Kampf gegen Bots und Spieler benutzen können. Bisher sind vier Modelle enthalten, die sich nach und nach freischalten und mit verschiedenen Stärken und Schwächen für sich werben. Mein Favorit ist bisher der „Jet“, der mit seiner Geschwindigkeit für den größten Adrenalinschub sorgt – aber nicht so wendig wie andere Modelle ist. Neben Team Deathmatch können Spieler einen experimentellen Rennmodus ausprobieren, in dem sie möglichst schnell durch eine vorgegebene Reihe an Ringe fliegen müssen – und das macht auch richtig Laune! Diverse weitere Modi sind in Aussicht gestellt, dazu zählen neben dem klassischen Capture the Flag auch „Crazy Race“ und „Zeppelin Defence“. Hinsichtlich des Inhalts ist Toy Plane Heroes also deutlich als Early Access-Titel zu erkennen. Der Umfang ist mit zwei Spielvarianten und drei Maps wirklich überschaubar und auch das maximale Level 6 ist schnell erreicht. Doch plant das Oasis VR-Team, regelmäßig weitere Modi, Maps, Waffen und Flieger einzubetten. Ebenfalls soll ein „anpassbarer Avatar“ kommen, auf den ich schon gespannt bin. Mit seinem spaßigen Konzept und der Aussicht auf neuen Inhalt bietet Toy Plane Heroes allemal jede Menge Potential.
Die Grundlagen passen und auch der Inhalt überzeugt qualitativ, selbst wenn er bisher recht knapp ausfällt. Dennoch ist der Titel noch ein gutes Stück von einer vollwertigen Spielerfahrung entfernt. Daran ist nicht nur der Umfang schuld. Toy Plane Heroes fühlt sich in einigen Aspekten nicht sehr ausgefeilt an und so gibt es noch einige Baustellen. Unter anderem haben Kollisionen mit Hindernissen keinerlei Auswirkungen. Wir können unseren Flieger mit einem gezielten Flug in eine Wand nicht zerstören, erlangen nicht einmal Schaden. Dies kann natürlich beabsichtigt sein, sodass sich das Erlebnis nicht allzu frustrierend für Neulinge gestaltet. Dennoch wirkt eine Kollision oder ein Absturz unspektakulär, wenn der Unfall keinerlei Konsequenzen mit sich zieht. Außerdem hatte ich des Öfteren das Problem, in Objekten regelrecht stecken zu bleiben. Fuhr ich gegen einen Stuhl, kam ich anschließend weder vor noch zurück, da die Stuhlbeine mich blockierten. Glücklicherweise werden wir nach einigen Sekunden zurück zur Basis gebracht, doch ist es nervig, dass das Verhaken regelmäßig geschieht. Es ist jedoch schön zu sehen, dass die Entwickler auf Steam oder auch Reddit sehr aktiv sind und sich sämtlichem Feedback widmen. Der automatische Teleport zur Basis nach Steckenbleiben ist so zum Beispiel erst kürzlich umgesetzt worden, denn zuvor gab es lediglich eine manuelle Zurücksetzung, die allerdings stolze 30 Sekunden gedauert hat. Weiterhin war zu Release beispielsweise kein HOTAS-Support gegeben, doch ist nun bereits durch vermehrte Fanwünsche eine experimentelle Unterstützung implementiert. Ich bin mir daher sicher, dass dieses Early Access-Spiel nicht nur in puncto Inhalt zulegen, sondern in der Zukunft auch feine bis hin zu beachtliche Gameplay-Veränderungen über sich ergehen lassen wird, um letztendlich mit den Wünschen der Fans im Einklang zu stehen.
Toy Plane Heroes (Early Access) – Fazit
Toy Plane Heroes ist charmant inszeniert und trotz Early Access-Status bereits jetzt unglaublich spaßig. Das Konzept um die Spielzeug-Flieger eignet sich schlichtweg großartig für Virtual Reality und so sind die Grundlagen solide umgesetzt. Einige Schwächen im Spielgeschehen sind zu verkraften und auch der geringe Umfang kann sich nur noch bessern – der enthaltene Inhalt hat mich jedenfalls qualitativ überzeugt. Wer Toy Plane Heroes nicht gerade als seine erste VR-Erfahrung einplant (Stichwort Komfort „Intense“) und den Early Access-Zustand im Hinterkopf behält, kann zum fairen Preis von 12,99€ getrost zugreifen. Neben der Oculus Rift für Konsumenten werden auch Oculus DK2 und HTC Vive unterstützt. Zudem ist davon die Rede, dass die gängigsten HMDs kompatibel gemacht werden sollen – eine Version für Playstation VR scheint also möglich. Ich freue mich sehr darauf zu sehen, wie Toy Plane Heroes in den nächsten Wochen und Monaten hoffentlich immer mehr Form annehmen wird und kann es kaum abwarten, mich in neue Modi oder Maps zu stürzen!
Die Entwickler von Oasis VR waren so nett und haben uns einen weiteren Download-Code zur Verfügung gestellt, den wir gerne unter euch VR-Frühstartern verlosen wollen. Um mitzumachen, schickt uns einfach ein Bild eures Head-Mounted-Displays, das ihr zum Spielen benutzen würdet – schließlich wollen wir sicherstellen, dass der Gewinner mit dem Code überhaupt etwas anfangen kann. Schreibt auf einen Zettel „Toy Plane Heroes“ und knipst ein Bild von VR-Brille und besagtem Zettel, das ihr anschließend an dominik@ps4source.de schickt. Den Code versende ich am 23.05.16 an den glücklichen Zufalls-Gewinner. Ich drücke die Daumen!