Releasetermin: 26.02.2019
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Geschicklichkeit
Entwickler: Red Lynx, Ubisoft
Herausgeber: Ubisoft
Neben hochkarätigen Titeln wie Assassin’s Creed oder Far Cry geht die Trials-Reihe im Ubisoft-Portfolio häufig etwas unter. Doch die Fangemeinde des erfolgreichen Motorrad-Plattformers ist größer als man zunächst annimmt und bekommt fünf Jahre nach dem letzten Ableger endlich wieder eine neue Möglichkeit, die Bike-Motoren anzuschmeißen. Erstmals verirrt sich die Videospielreihe mit Trials Rising nicht nur auf auf die bewährten Plattformen Playstation 4, Xbox One und PC, sondern auch auf die Nintendo Switch. Um herauszufinden, ob Trials auch in seiner neusten Version noch überzeugt, habe ich mir die Switch-Version einmal genauer angeschaut.
Ein Versuch reicht selten aus
Ahh, verdammt. So kurz vor der Ziellinie und schon wieder habe ich auf der Rampe zu schnell beschleunigt und vergeigte so die Landung des Motorrads. Also ist es Zeit für einen neuen Versuch mit dem ich sicher… Mist! Das Gewicht ein wenig falsch verlagert und schon wieder bestraft mich das Spiel. Natürlich kann ich wenige Meter vor der Sturzstelle einfach erneut in das Spiel einsteigen, aber das reicht mir nicht. Ich will diese Goldmedaille für die Bestzeit und dafür muss ich meine Fehlschläge möglichst gering halten. Also noch einmal von vorn!
Ihr merkt schon: Trials Rising kann teilweise wirklich frustrierend sein. Wenn man ungeübt ist, kann dieser Frust sogar schon auf den recht frühen, vermeintlich „einfachen“ Strecken einsetzen. Die einzelnen Levels sind nicht wirklich lang, verlangen aber stets meine genaue Konzentration, damit das Motorrad von jeder Rampe richtig abspringt und auf jeder Hügelabfahrt an das perfekte Maß an Geschwindigkeit aufnimmt, das beim nächsten Sprungmanöver gebraucht wird. Dass das nicht beim ersten Versuch klappt ist nur logisch und führt durchaus zu Trial-and-Error-Passagen – aber genau das ist der Reiz des etwas anderen 2D-Plattformers! Außerdem ist ein Fehlschlag schnell vorüber: Mit einem einfachen Tastendruck geht es ohne Ladezeiten wahlweise zum letzten Checkpoint oder an den Anfang der Strecke zurück.
Wer schon einmal ein Trials-Spiel oder ein ähnliches 2D-Motorrad-Game gespielt hat, kann diese Motivation sicherlich nachvollziehen. Trials ist keineswegs eine Simulation, hat aber eine schnell erlernbare und nachvollziehbare Fahr- und Sprungphysik. Soll heißen: Wenn ich einen Fehler mache, dann habe ich auch das Gefühl, dass es mein eigenes Verschulden war. Was Trials seinen häufig kostenlosen Smartphone-Pendants, die sich zuhauf in sämtlichen App-Stores tummeln, voraus hat, wird unmittelbar klar: Trials Rising bietet einen riesigen Umfang, zahlreiche Strecken, ungemein kreatives Level-Design und ein packendes Drumherum.
Einmal rund um den Globus
Zu Beginn fällt schnell auf, dass Trials Rising besonders in der Inszenierung der einzelnen Rennen und Challenges einen spürbaren Schritt nach vorne gemacht hat. Als aufstrebender Motorrad-Fahrer macht ihr eine Reise um die ganze Welt und beweist so nach und nach euer Können in verschiedenen Cups, Wettbewerben und der Trials Universität. Eine tiefgehende Story solltet ihr nicht erwarten, aber das braucht Trials auch gar nicht. Stattdessen startet das Abenteuer nach kleineren Tutorials und einem rudimentären Charaktereditor in Nordamerika und entführt euch anschließend in sämtliche Kontinente dieses Planeten.
Als Folge ist nicht nur das Voranschreiten in der Kampagne ungemein motivierend – ich kriege schließlich mit jedem Erfolg mehr von der Welt zu Gesicht – sondern auch das Streckendesign so abwechslungsreich, wie in keinem Trials-Spiel zuvor. Der Streckenaufbau belohnt euch bei korrekter Fahrweise häufig mit einem grandiosen Geschwindigkeitsgefühl und stellt euch immer wieder vor knifflige Sprünge und Manöver, für die ihr eine Menge Geschick und Geduld braucht. Doch auch wenn es mal nicht so gut läuft, machen die Rennen Spaß. Dafür sorgt nicht nur der rockige Soundtrack von Trials Rising, sondern auch die visuelle Präsentation des Spiels. Statt in der Form starrer 2D-Level präsentiert sich jeder Rennausflug optisch einzigartig und detailliert. Zudem bestechen die Szenarien durch einen spürbaren Bezug zu der geografischen Region, in der ihr euch gerade befindet.
Die Faszination am Rand der Strecke
In den USA rast ihr also am Grand Canyon entlang und schon wenig später springt ihr in Singapur zwischen Containerschiffen umher. Besonders cool wird es, wenn die Entwickler einzelne Elemente der Umgebung sinnvoll in den Steckenaufbau integrieren. Das gelingt nicht immer gleichermaßen beeindruckend, kann aber für witzige Überraschungen und optische Highlights sorgen. So zum Beispiel wenn ihr über Jahrmarktattraktionen springt, während zwischen dem nächtlichen Himmel ein buntes Riesenrad leuchtet. In Erinnerung blieb mir auch die Fahrt durch ein Filmset, das kurzerhand zum Leben erwacht und den Spieler durch CGI-Kulissen und an gruseligen Monstern vorbei rasen lässt. Grafisch präsentiert sich Trials Rising im farbenfrohen Stil seiner Vorgänger, mit dem das Spiel sicherlich keine Grafikpreise gewinnen wird, für das Spielprinzip aber ein passendes optisches Gewand zaubert. Ärgerlicher ist an dieser Stelle, dass die Switch-Version leider von einigen Rucklern geplagt ist und einige Texturen und Objekte beim Streckenstart erst etwas verzögert völlig geladen sind.
Schnell stellt sich bei Trials Rising also das typische „Ein Level geht noch“-Gefühl ein. Auf jeder Strecke könnt ihr euch jeweils eine Bronze-, Silber- bzw. Goldmedaille verdienen, indem ihr entsprechende Zeitfahr-Geister besiegt. Um neue Strecken freizuschalten, müsst ihr aber auch ältere Levels oftmals erneut spielen, um so zusätzliche Aufträge abzuschließen. Die Wiederholungen bremsen das Tempo des Spielfortschritts leider etwas aus, lockern den Spielablauf aber durch zusätzliche Challenges etwas auf. So müsst ihr zum Beispiel in der Luft möglichst viele Vor- und Rückwärtssaltos auszuführen, mit möglichst wenigen Stürzen ins Ziel zu gelangen oder besondere Bestzeiten schlagen. Die kleineren Minispiele, die Trials Rising zusätzlich ins Rennen schickt, haben mich zwar nicht langfristig bei Stange gehalten, sind aber trotzdem eine nette Nebenbeschäftigung.
Aufstieg einer Motorrad-Legende
Während eurer Weltreise zum Star-Biker schaltet ihr neue Bikes frei und werdet auch mit einigen optischen Extras belohnt. Dafür schenkt euch das Spiel bei jedem Stufenaufstieg eine Ausstattungskiste, die zum Beispiel Inhalte bietet, mit denen ihr eure Felgen, den Rahmen oder die Räder verschönern könnt. Gleichzeitig könnt ihr auch das gesamte Outfit eures Charakters personalisieren. Leider fällt auch bei dieser Art von Lootboxen der präsent integrierte Ingame-Shop negativ auf. Selbstverständlich könnt ihr auch auf einige Extras verzichten oder ihr setzt auf euer Glück bei den Ausstattungsboxen. Trotzdem ist das Ziel dieser Shop-Einbindung ganz klar, den Spieler zur Investition von Echtgeld zu bringen. Sehr dreist finde ich aber, dass sich die Ausstattungsboxen – auch jene, die ihr im normalen Spielverlauf ohne zusätzliche Ausgaben erhalten habt – tatsächlich nur mit einer bestehenden Online-Verbindung öffnen lassen.
Zu zweit auf einem Bike
Trials Rising ist kein Multiplayer-Titel im klassischen Sinne, da es die Solo-Erfahrung klar in den Vordergrund stellt. Trotzdem hat Red Lynx auch für den Mehrspielerspaß wieder einiges ins Spiel gebracht. Unter anderem gibt es einige Kurse, in denen ihr euch in verschiedenen Parcours-Motorradrennen mit mehreren Freunden oder im Online-Modus auch mit der ganzen Welt messen könnt. Wer auf der Fahrt stürzt, steigt erst beim nächsten Checkpunkt ein und wird mit zusätzlicher Zeit bestraft. Das macht die Rennen auch für Fahrer mit unterschiedlichen Skills zum Spaß, kann aber auch zu großem Chaos führen. Ähnlich chaotisch und mindestens genauso unterhaltsam ist der Tandem-Modus: Zu zweit steuert ihr das selbe Bike und versucht die komplizierten Parcours erfolgreich zu meistern.
Natürlich darf auch der bekannte Streckeneditor in Trials Rising nicht fehlen. Kreativen Spielern gibt Red Lynx mit dem Baukasten ein wirklich mächtiges Tool an die Hand, mit dem eigene Strecken umfangreich erstellt und online mit anderen Spielern geteilt werden können. Da ihr bei der Erstellung auch auf Objekte, Details und Dekorationen aus den vorherigen Trials-Spielen zurückgreifen könnt, sind die Möglichkeiten des Editors wirklich enorm. Ich habe mich aber besonders gefreut, die Strecken anderer Spieler befahren zu können und so auch neben dem regulären Einzelspielermodus noch weiteren Content genießen zu können!