Releasetermin: 15.09.2017
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Rennsimulation
Entwickler: Kylotonn
Herausgeber: Bigben Interactive
Dieses Jahr haben Rennspielfans erneut die Qual der Wahl. Selten erschienen in einer so kurzen Zeitspanne so viele vielversprechende Titel des Genres. F1 2017 macht im Karrieremodus einen großartigen Schritt nach vorne, Project Cars 2 verbessert das Fahrgefühl seines Vorgängers noch weiter und wer Polyphony Digital kennt, weiß, dass auch Gran Turismo Sport nicht enttäuschen wird. Für jene, die ihre Leidenschaft jedoch eher in Rallye-Rennen sehen, steht nun zusätzlich WRC 7 in den Läden. Auch 2017 ist das Entwicklerstudio Kylotonn einmal mehr für das offiziell lizensierte Videospiel zur Rallye-Weltmeisterschaft zuständig. Können die Franzosen mit der starken Konkurrenz mithalten?
Gestartet von ganz unten
Zu Beginn begrüßt euch das Rennspiel mit einem Tutorial, das neben einer Einführung in Gameplay und Steuerung auch als Einschätzung eures Könnens dient. Wie in Rennsimulationen üblich bietet auch WRC 7 verschiedene KI-Schwierigkeitsstufen und Simulationsgrade, von denen euch das Spiel nach der Einleitung eine Kombination vorschlägt – im Anschluss können die Einstellungen aber selbstverständlich beliebig verändert werden. Je nachdem wie die einzelnen Stellschrauben im Optionsmenü variiert werden, können so etwa Fahrhilfen (de-)aktiviert werden oder zwischen manuellem und automatischem Getriebe gewechselt werden.
Als Herzstück des Rennspiels soll im Anschluss der Karriere-Modus dienen. Nach einem sehr minimalistischen Charaktereditor startet ihr in der Junior WRC und könnt euch im Laufe der Saisons bis in die WRC hocharbeiten. Um ein wenig zusätzliches Karriere-Feeling zu kreieren, haben die Entwickler verschiedene Features eingebaut. Zuallererst könnt ihr stets zwischen verschiedenen Teams wählen, die sich unter anderem in der Vertragslänge oder den Rallyes unterscheiden können. Gerade junge Teams haben zudem vielleicht nicht so hoch gesetzte Ziele für eure ersten Rennen – teilweise reichen bereits Platzierungen im Mittelfeld für ein zufriedenstellendes Ergebnis. Zusätzlich unterscheiden sich die Philosophien der einzelnen Teams. Bei einigen kann ein Nebenziel bei den Rennen sein, das verwendete Fahrzeug möglichst unbeschadet durch den Kurs zu bringen während andere potenzielle Schäden in Kauf nehmen wollen um den Sieg zu sichern. Für weitere Immersion gibt es zwischen den einzelnen Rennen auch persönlich zugeschnittene Pressemeldungen, wie man sie auch aus vergleichbaren Titeln kennt – wirklich vom Hocker reißen einen diese aber nicht. Zwischen einzelnen Rennen müssen zudem Reparaturarbeiten an euren Fahrzeugen vorgenommen werden, bei denen ihr die benötigte Zeit eures Teams selbst einteilen könnt.
Gelungener Umfang, tolles Fahrgefühl
Doch auch wenn die Inszenierung der Karriere bestenfalls durchschnittlich ist, so kann WRC 7 auf der Strecke schon wesentlich mehr überzeugen. Die Rennen führen euch insgesamt durch mehr als zehn verschiedene Länder und liefert in sämtlichen Gebieten eine Streckenauswahl, die sich sehen lassen kann. Zwar weisen einige Strecken untereinander optische Ähnlichkeiten auf oder führen durch ähnliche Gebiete, grundsätzlich kann der Umfang des Spiels diesbezüglich aber punkten. Und auch das Fahrgefühl kann punkten: die verbesserte Fahrphysik sorgt zum Simulationsgefühl bei und macht das Spiel zu einem realistischen Unterfangen. Gerade dank der teilweise sehr engen Streckenführung mit etlichen, teils wirklich fiesen Kurvenverläufen wird euch das Spiel eure gesamte Konzentration abverlangen – gut also, dass die gelungene Steuerung mitspielt. Gut haben mir auch die deutlich spürbaren Geländeunterschiede der bergigen Kurse gefallen, ebenso fühlen sich verschiedene Untergründe auch unterschiedlich an.
Die Rennen in WRC 7 sind also nachdem man sich mit der Steuerung auseinandergesetzt hat durchaus unterhaltsam. Während der Fahrten bekommt ihr über einen Team-Partner stets durchgegeben, wie sich der Streckenverlauf in den nächsten Sekunden ändern wird. Die Kunst ist es, den kurzen Angaben später im Spiel blind zu vertrauen und genau zu wissen, wie man sein Fahrzeug in der nächsten Kurve zu bedienen hat. Während leichte Richtungsänderungen möglicherweise noch ohne zu bremsen meisterbar sind, verlangen 90-Grad-Kurven je nach Situation schon eine Vollbremsung und bedachten Einsatz der Handbremse des Autos. Auch Bodenwellen oder kleine Abgründe werden rechtzeitig angesprochen und können vom Spieler eingeplant werden. Da das Timing des Partners gut ist, ist es umso bedauerlicher, dass die Synchronisation enttäuscht. Bei einer solchen Sprecherrolle erwarte ich keineswegs namhafte Personen, viel mehr sind es die Wiederholungen, die enttäuschen. Schon nach den ersten paar Spielminuten nerven die hastig zusammengeschnittenen Sprach-Bauteile, besonders da die Betonung einzelner Worte immer identisch bleibt. Hier gibt es noch Nachholbedarf!
Grafisches Mittelmaß
Baustellen gibt es in Zukunft außerdem noch bei der technischen Umsetzung der Rennsimulation. Gerade in Zeiten, wo ein Forza Motorsport 7 erneut eine hervorragende Tech-Demo der Konsolengeneration darstellt, merkt man dem französischen Studio deutlich an, dass es einfach nicht mithalten kann. Doch auch wenn man die Fahrzeugmodelle im Showroom lange nicht so begeisternd sind und man in Sachen Lichteffekte einige Ligen unter der Konkurrenz spielt, hat WRC trotzdem eine brauchbare Optik. Gerade die Wettereffekte sind gelungen und tauchen die Strecken des Spiels in eine ansehnliche Abendröte, auch bei Nacht oder bei regnerischen Bedingungen macht WRC 7 eine gute Figur. Des Weiteren sind die Strecken detailreich gestaltet – auch wenn andere Rennspiele eine deutlich abwechslungsreichere Vegetation erschaffen. Zum Schluss überzeugt außerdem die Auswahl der Kamera-Ansichten: während die Außenansicht den besten Überblick über die Strecke verschafft, gefiel mir in der Cockpit-Ansicht das erstklassige Geschwindigkeitsgefühl.
Abseits der Karriere
Stimmt der Content abseits der Karriere nicht, kann ein Rennspiel meist nur über sehr kurze Dauer begeistern. Zum Glück bietet WRC 7 für Solisten abseits dieser aber auch die Möglichkeit, eigene Meisterschaften zu erstellen, mit der ihr euch eure persönliche Rallye-Meisterschaft zusammenstellen könnt. Außerdem könnt ihr eure Zeit in Fahrtests oder schnellen Einzelrennen vertreiben. Im Mehrspieler-Part könnt ihr zwischen Online- und Offline-Modi wählen. Während ihr euch Online in einer Rangliste nach oben spielen könnt, lässt euch der lokale Multiplayer auch Rallye-Rennen gegen Spieler ausrichten, die direkt neben euch sitzen. Im Splitscreen-Modus fahren beide Spieler gleichzeitig, wobei man den jeweils anderen Spieler als schemenhaften Geist wahrnimmt und so das Gefühl eines direkten Duells vermittelt bekommt. Wem dabei jedoch die limitierte Sicht missfällt, für den ist möglicherweise der Hotseat-Modus etwas. Dort messt ihr euch auch mit euren Freunden, dieses Mal werden die Kurse aber nacheinander von den einzelnen Spielern gespielt. Außerdem könnt ihr euch in den Extras diverse Statistiken anschauen, Erfolge freischalten und die Fahrzeuge im Showroom betrachten.